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Porgy and Bess

Porgy and Bess
Wahre Liebe
Die Frau in dem rot glänzenden Kleid schwebt leichtfüßig mit tanzenden Schritten in den düsteren Hinterhof mit den windschiefen Holzhäusern. Bewundernde Blicke der Männer, abschätzende der Frauen begleiten sie. Gern gesehen ist Bess hier nicht von allen. Besonders die stark Gläubigen der kleinen Hof- und Lebensgemeinschaft halten nichts von ihrem Treiben und dem ihres Partners Crown. Spielen, Trinken und Koksen sind in ihren Augen keine erstrebenswerten Betätigungen. Bei ihnen gelten andere Werte: Wer so arm ist wie sie, muss sich die Hilfe der Anderen erhalten.
Nachdem Crown einen seiner Mitspieler getötet hat und ins Gefängnis kommt, braucht Bess einen Unterschlupf: Der Bettler und Krüppel Porgy bietet sich an. Bess lernt die Geborgenheit und Zufriedenheit echter selbstloser Liebe durch diesen Mann kennen, der seine Beine nicht mehr gebrauchen kann - das krasse Gegenteil zu dem athletischen selbstbewussten Macho Crown. Doch Bess ist der Zurückgezogenheit und Enthaltsamkeit auf Dauer nicht gewachsen. Den Verlockungen der Großstadt und der Drogen kann sie nicht widerstehen. Sie verschwindet eines Tages mit dem galanten Harlunken Sportin Life nach New York. Für Porgy ist klar: Er muss sie suchen. Auf seinem kleinen rollbaren Untersatz macht er sich auf Weg um seine Porgy zu finden.
George Gershwin hat 1935 mit „Porgy and Bess“ eine Oper geschrieben, die etwas ganz Neues für den Broadway wagte: Er schrieb eine Oper, die nur mit schwarzen Darstellern besetzt werden durfte. Er köderte sein meist weißes Publikum mit wunderbar eingängigen Ohrwürmern und einer herzergreifenden Liebesgeschichte, während er en passant den harten Alltag der Schwarzen in den Armenviertel Charlestons beschrieb.
Das New York Harlem Theatre macht es den Zuschauern leicht sich in die großen Gefühle auf der Bühne einzufühlen: Die einzelnen Personen sind bis in die kleineren Rollen mit stimm- und ausdrucksstarken Sänger besetzt. Das naturgetreue Bühnenbild, das das Hofareal ebenso detailreich ausschmückte bis zu den Blumenkästen wie den verwunschenen Picknickplatz am See, das schmissige Spiel des Orchesters unter William Barkhymer, der große Chor und die traditionelle Inszenierung von Baayork Lee trugen dazu bei, dass das voll besetzte Opernhaus in Hamburg das Gastspiel aus New York begeistert feierte.

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