Mondlicht und Magnolien
Mondlicht und Magnolien
Ein großer Spaß
Wie entsteht ein Kinohit? Wen diese Frage brennend interessiert, kann bei Ron Hutchinsons Komödie "Mondlicht und Magnolien" seinen Wissensdurst stillen. Als erstes braucht man einen Produzenten. Denn am Anfang ist weder das Wort noch die Zauberformel „Kamera ab!“, sondern die Frage: Woher sollen die eine Million Dollar kommen, die eine solche Produktion kosten wird? Doch auch wenn der Produzent so engagiert ist wie David O. Selznick (Ralf Bauer), kann er nur die Idee, den Willen zur Umsetzung und die Finanzen mitbringen; das Werk im Alleingang fertig stellen kann er nicht. Dazu braucht einen Drehbuchautor und einen Regisseur. Das wird ihm bitter bewusst, als er erkennen muss, dass die beiden, die er bisher für diese Posten ausgewählt hat, Nieten sind und niemals seinen Film „Vom Winde verweht“ zum Erfolg machen werden. Nun braucht er schnell Ersatz: Er sperrt kurzerhand Drehbuchautor Ben Hecht (Lutz Heckenrath) und Regisseur Victor Fleming (Konstantin Graudius) für eine Woche in sein Arbeitszimmer ein. Zusammen sollen sie in wahrer „Teamarbeit“ unter Aufbietung aller ihrer geistigen und körperlichen Kräfte das Drehbuch innerhalb der Frist fertig stellen. Als Nervennahrung sind nur Bananen und Erdnüsse erlaubt. Schlaf, Frischluft, Ausgang und anderweitige Zerstreuung dagegen verboten.
Als am Ende der Tour de force die letzten Sätze von Scarlett O´Hara und Red Butler niedergeschrieben sind, ist Selznick glücklich und blickt siegesgewiss in die Zukunft: Ein Oscar wird ihm in Kürze den Ruhm bringen, den er sich als Schweigersohn des erfolgreichsten Filmproduzenten Amerikas wünscht. Der bissige Autor Hecht vermutet einen weitere Antriebsfeder: Der Jude Selznick möchte sich endlich als wahrer Amerikaner erweisen.
Die Kömodie wird von Regisseur Hartmut Uhlemann hauptsächlich als solche ausgespielt. Die Tatsache, dass Mitchells dicker Schmachtschinken von den Männern auf der Bühne nachgespielt und dabei in ein Storyboard verwandelt werden soll, gibt ihm genügend Gelegenheiten zum Griff in die Vollen. Da fliegen die Erdnüsse als Wurfgeschosse durch das Büro, da werden die Gardinen als Rock und Turban missbraucht, da ist das Mobiliar nur ein anderes Wort für Requisite, da werden die Verdauungsbeschwerden der Langzeitarbeiter ausgebreitet, da dekorieren die Bananenschalen bald alle Regale, da gebären Männer minutenlang ein Baby, da fistelt Selznick als Scarlett um Red herumzukriegen, usw. Das amüsiert das Publikum, versäumt aber leider die weniger heiteren Momente der Komödie auszuloten. So bleibt einzig ein großer Spaß mit drei Haudegen plus einer skurril agierenden Sekretärin (herrlich steif gespielt von Maike Harten). Die Zuschauer sparten dennoch nicht mit Applaus.
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