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...............Kritiken für Hamburg seit 2000

Medium

Medium
Emotionsgeladen

Große Gefühle, große Dramatik, dafür ist Oper genau das richtige Medium. Selbst wenn sie im kleinen Rahmen, im immer noch sympathisch improvisiert wirkenden Haus 73 auf der Schanze gegeben wird. Fünf Darsteller und ein Pianist reichen aus, um die Emotionen hohe Wellen schlagen zu lassen.
Madame Flora bessert sich ihr Einkommen mit Aufträgen als „Medium“ zu verstorbenen Kindern auf. Während sie in Trance zu versinken schient, spielt ihre Tochter Monica die toten Kinder. Doch eines Tages hat Madame Flora selbst während einer Seance ein Erscheinung: Sie spürt eine kalte Hand eines Toten auf ihrer Schulter. Tief getroffen durch ihr Erlebnis, das ihre Grundfeste rührt, tritt sie in ihrer Umgebung wild um sich und zerstört schließlich alles, was sie doch zu erhalten suchte.
Die Regisseurin Nadine Hellriegel hat den Stoff und die Musik von Gian Carlo Menotti interessanter Weise um Musik von Placebo, Tori Amos oder Metallica bereichert. So aktualisiert sie die emotionsgeladenen Ausdrucksformen des 19.Jahrhunderts um einige des 20. und 21.. Die zwei Hauptdarstellerinnen machen ihre Sache gut, besonders Rebekka Reister beeindruckt in ihrer differenzierten Darstellung der Tochter, die einem Putzzwang unterliegt, um gegen die Dominanz ihrer autoritären Mutter still zu rebellieren. Corinna Meyer-Esche bevorzugt für ihre Madame eher die großen theatralischen Gesten. Einfühlsam begleitet der Pianist Wolfram Maria Märtig durch den Abend und bindet auch die vom Band eingespielten Stücken geschickt in sein Spiel mit ein.
Das Bühnenbild bediente sich der neben surreal anmutenden Lichtregie hauptsächlich der schönen Hintergrundkulisse, die der Blick auf das erleuchtete Schulterblatt durch die große Fensterfront des Saales im zweiten Stock erlaubte.

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