Lange Nacht der Autoren
Lange Nacht der Autoren
Eine fulminante Nacht der Autoren feierte das Thalia-Theater am Ende seiner diesjährigen Autorentheatertage. Der Abend steigerte sich stetig bis zum Ende kurz vor Mitternacht. Vier Stücke hatte der Juror Spiegel von der FAZ ausgewählt. Das erste „Potentielle Freunde“ von Stefanie Schütz und Anna Annegret Pein war eine Collage, in der verschiedene Ansätze zur Annäherung an die Liebe ausprobiert werden.
Das zweite „Im Sitzen. Versuch über die Ehrlichkeit“ von Morten Feldmann geriet zu einer Show für die Hauptdarsteller Jörg Pose und Michael Weber, die ihrer einstigen Männerfreundschaft nachspüren, jetzt da sie beide die Mitte ihres Lebens erreicht haben und auf das schon Geleistete zurückschauen. Sie tun das in einem leibhaftigen, alten Opel, der auf der Drehbühne platziert ist. Ein grandioser Einfall des Regisseurs Rafael Shanchez, der so dem philosophischen Text wunderbar zur Geltung verhalf.
Kriegenburg war der Regisseur des dritten Stückes. Mit drei jugendlichen Laiendarstellern und vier aus dem Ensemble des Thaliatheaters brachte er „Die schwarze Mamba“ von Andreas Jungwirth auf die Bühne. Eine Aufführung, die trotz der 10 Probetage, die für alle Stücke verpflichtend war, erstaunlich ausgefeilt war. Der Liveschlagzeuger gibt den schnellen Takt im Leben der Jugendlichen vor. Ein weißes Stoffhaus wird der mit den Strichen des Livezeichners zur jeweiligen Kulisse. Ihre Eltern, die für sie ebenso zur ihrer Ausstattung gehören, können ihnen nicht dabei helfen, ihren Platz in diesem Leben zu finden. Im Gegensatz zu ihnen sind sie in papierweiße Kleider mit schwarzen Pinselstrichen gesteckt. Ein spannender Text hervorragend in Szene gesetzt.
Die letzte Inszenierung „Am Tag der jungen Talente“ von Polle Wilbert widmet sich den Familiefassaden, die anlässlich der Beerdigung des Vaters und Ehemannes aufbrechen. Skurrile Figuren, die Regisseur Jette Steckel schlüssig überspitzt agieren lässt, treffen sich zwischen den vielen Schubkarren, die mit dunkler Erde gefüllt sind. Dass diese sich als Leichenwagen, Sitzmöglichkeit und Tanzfläche zweckentfremden lassen, erweist sich als praktisch und überaschend. Der Leichenbestatter Herr Spaten wird während des spannenden Textes zum Lebensberater der Tochter des Verstorbenen Kamilla. „An der Bestattung zeigt sich das Leben“, ist er schließlich überzeugt.
Hoffentlich wird auch diesen Inszenierungen die Möglichkeit zu weiteren Aufführungen gegeben wie denen der letzten Nacht der langen Autoren.
Birgit Schmalmack vom 10.6.06
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