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...............Kritiken für Hamburg seit 2000

Gap Feeling

Gap Feeling
Wortlose Geschichten des Scheiterns
Sechs Schiffcontainer sind auf Kampnagels Außengelände am Kanal zu einem kleinen zweigeschossigen Wohnblock aufgeschichtet. Der eine ist himmelblau verkleidet, der zweite mit Holzlatten verbaut, der dritte mit einem Bassin unter Wasser gesetzt, der vierte hat eine schiefe Ebene, der fünfte lauter flatternde Plastikstreifen und der letzte täuscht Gemütlichkeit mit vielen Stehlampen vor. In jedem von ihnen hocken sinnierend einzelne Menschen. Sie gehen Beschäftigungen nach, die Bedeutung nur vortäuschen. Mal versuchen sie mit Kernen Porzellanschalen zu treffen, mal kämpfen sie mit einem Stuhl, mal senden sie per Rosen geschmückten Armenbewegungen Botschaften in die Welt. Immer wieder überwinden sie die Grenzen zum Nachbarcontainer, kurze Begegnungen scheinen möglich, die aber gleich wieder abgebrochen werden. Gescheiterte Kommunikation, fehlende Lebensziele, sinnfreie Alltagsbeschäftigungen, Vereinsamung, unerfüllte Sehnsüchte und Lebensschiffbrüche sind zu beobachten.
Währenddessen inszeniert Pavel Semchenko seine eigene improvisierter Musik- und Performanceshow auf dem Boden vor dem Containerblock. Während Semchenko sich abmüht, um unter Schmerzen für Aufmerksamkeit zu sorgen, erzählen die sieben Schauspieler ganz selbstbezogen und -vergessen ihre wortlosen Geschichten des Scheiterns. Erst zum Schluss keimt Hoffnung auf: Nachdem Semchenko in einem Feuerkreis all die Scherben und Abfälle der bisherigen Bemühungen verbrannt hat, treffen sie sich in einem drei Container und feiern zusammen an einem Tisch ihre neu entdeckten Gemeinsamkeiten.
Diese kryptisch geheimnisvolle Performance, die das Künstlerkollektiv Akhe aus St. Petersburg gemeinsam mit jungen Künstlern aus Hamburg erarbeitete, war ein passendes Ende für das diesjährige YoungStarFest. Zeigte sie doch, wie breit und international das künstlerische Spektrum dieses Jahr für die Arbeit mit den Nachwuchsdarstellern angelegt war.

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