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Fräulein Smilla

Fräulein Smilla
Eisige Rebellin

Die „halbe-halbe“ Grönländerin Smilla hat eine besondere Beziehung zu Schnee. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr lebte sie schließlich mit ihrer Mutter, einer Robbenfängerin, im Eis. Als diese bei der Jagd starb, nahm ihr dänischer Vater sie mit nach Kopenhagen. Doch richtig heimisch ist sie hier nie geworden. Die neue Kultur mit ihrer Herkunftskultur zu verbinden ist ihr nie geglückt. Jesaja hätte dies gelingen können. Doch der kleine grönländische Junge, der mit seiner Mutter in der Wohnung unter ihr wohnte, ist vom Dach gestürzt. Smilla weiß, dass dies kein Unfall war, denn Jesaja litt unter extremer Höhenangst. Nie wäre er freiwillig aufs Dach geklettert. So stellt sie ihre Nachforschungen an, denn sie hat Jesaja geliebt, weil sie in ihm eine Möglichkeit sah, sich wieder mit ihren eigenen Wurzeln zu beschäftigen.
Smilla schleicht todtraurig durch ihre schneeweiße Wohnung. Nur ihr dickes Make-Up sorgt für Farbe in ihrem todtraurigen Gesicht. Im Mundwinkel hängt eine Zigarette, doch selbst zum Anzünden fehlt die Kraft. Die Fenster sind verklebt, kein Licht soll ihre Trauer über Jesajas Tod aufhellen. Den Mantel streift sie sich nur über, wenn sie mögliche Zeugen besuchen geht. Ob eine alte Dame, ob den Obduktionsarzt, ob ihren Vater, den Expeditionsleiter, alle werden sie von Peter Jordan gespielt. Gleichzeitig gibt er Smillas langmähnigen Wohnungsgenossen, den Mechaniker, und wird sogar zum kleinen Jungen Jesaja.
Während Susanne Wolff ganz in ihrer durch und durch stimmigen Verkörperung der Smilla bleiben darf, springt Jordan mit Elan in die verschiedenen Rollen und benutzt dabei die ganze Variationsbreite von Übertreibung, Klamauk und Parodie bis zur tranigen Bemühtheit. Im Zusammenspiel mit der extravaganten und sendungsbewussten Smilla ein interessanter Gegenpart, der Ironie und Witz in den Text von Peter Hoeg bringt. Das Publikum im Thalia in der Gaußstraße dankte dem Regisseur Armin Petras und den beiden Darstellern die Bereicherung des Romantextes um seine unterhaltsamen Momente mit begeistertem Applaus.
Birgit Schmalmack vom 27.5.07

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