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Dialoge der Karmeliterinnen

Dialoge der Karmeliterinnen

Blanche hat Angst. Seit ihrer Kindheit fürchtet sie sich vor dem Leben. Als junge Frau entschließt sie sich ins Kloster zu gehen. Hier glaubt sie sich in Sicherheit vor den alltäglichen Anforderungen des Lebens. Die klaren Regeln, der abgeschlossene Rahmen scheinen ihr den geschützten Rahmen zu bieten, nach dem sie sich so sehnt. Doch ihr Schritt bewirkt genau das Gegenteil: Die französische Revolution bricht aus und alle kirchlichen Institutionen werden aufgelöst. Die Nonnen werden unter Todesandrohungen zum Abschwören gezwungen. Plötzlich steht Blanche mit ihren Schwestern vor einer Entscheidung auf Leben und Tod. Soll sie ihren Glauben verleugnen oder in den Tod gehen? Blanche flieht und taucht unter. Erst als sie hört, dass an allen ihren Schwestern das Todesurteil vollstreckt werden soll, findet sie den Mut, der ihr ihr Leben lang gefehlt hat.
Nach dieser, auf einer wahren Geschichte beruhender Erzählung von Gertrud le Fort hat Francis Poulenc seine Oper „Dialoge der Karmeliterinnen“ geschrieben. Professor Wolfgang Ansel inszenierte sie mit Studenten und Studentinnen im Forum der Hochschule für Musik und Theater mit einer beeindruckenden Strenge und Konzentration.. Obwohl die Handlungsstränge sich in dieser Oper sehr langsam entwickeln und die Bühnenausstattung ganz in monochromen Schwarz und Weiß gehalten war, fasziniert die Aufführung und hält die Spannung vom ersten Moment an. Das lag zum großen Teil an den hervorragenden und ausdrucksstarken Hauptdarstellerinnen. An erster Stelle ist da die sehr variantenreich agierende Larissa Neubert zu nennen. Doch auch Karoline Sikora als Mutter Marie beeindruckte.
Die eindrucksvolle Schlussszene hallt noch lange nach: Während des gehen 16 Nonnen einzeln an den vorderen Rand der Bühne. Während das Geräusch eines Fallbeils zischt, werfen sie nacheinander ihre Gesichtsmasken fort und fallen getroffen vornüber auf die Knie.
Das Premierenpublikum spendete lang anhaltenden Applaus für die beachtliche Leistung.
Birgit Schmalmack vom 1.6.07

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