End
End
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die schwangere Frau im weißen Kostüm, der in der Luft rudernde Mann im braunen Anzug, der als Zugpferd schuftende Mann im grauen Bürooutfit, die Frau in blauer Bluse und Rock, die eine Leiche in einem Sack hinter sich her zieht, der Mann, der vom Himmel fällt: Alle diese Menschen streben von der einer Seite der Bühne auf die andere. Sie scheinen zu fliehen, wenn auch in Zeitlupe. Wovor wird klar, wenn man dem Mann im erhellten Glaskasten zuhört: Die Erde wird von Naturkatastrophen, einer schlimmer als die andere, heimgesucht. Doch wohin sie fliehen könnten, bleibt fraglich. Wo könnte es bei den hereinstürzenden unheilvollen Nachrichten, die der Erzähler unermüdlich vorträgt, noch einen Ort zum Über- und Weiterleben geben? Sisyphus gleich müssen sie immer wieder den gleichen Weg absolvieren, kaum dass sie die andere Bühnenseite erreicht haben. Ihr Entkommenwollen scheint zwar ungebrochen aber von wenig Erfolg gekrönt zu sein. Aber sie geben nicht auf. Selbst als der Erzähler im Glaskasten erzählt, dass alles auf der Erde existierende dem Erdboden gleich gemacht worden ist, streben sie weiter, einem möglichen Neuanfang entgegen.
Immer düstere Wolken ziehen bedrohlich auf der Bühnenrückwand vorbei. Schwarzer Ascheregen fällt ohne Unterlass vom Bühnenhimmel.
Alle Endzeitfantasien von bis hat zu einem Schreckenstext zusammengefasst und mit „End“ ein faszinierendes, eindrucksvolles Kunstwerk haarscharf an Schnittstelle von Installation, Performance und Theater geschaffen. Es erzeugt kunstvoll ästhetisierte Bilder, die emotional berühren, gerade weil sie sich jenseits der Sensationsgier der Medien bewegen und ganz auf gängige Effekte durch äußerlich sichtbares Elend und Blut verzichten.
Birgit Schmalmack vom 25.8.08
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