Am Ende der Unendlichkeit
Am Ende der Unendlichkeit
Trip in neue Dimensionen
Ein Versuchslabor steht vor der rund gebogenen Rückwand des Betonbühnenraumes: „Am Ende der Unendlichkeit“ will in neue Gedankenwelten, in ein neues Universum der Vorstellungskraft entführen. Eine mobile Küchenzeile, eine Schultafel, ein Computerarbeitsplatz und zwei Musiker stehen den drei Wissenschaftlern (Hedi Kriegeskotte, Michael Prelle und Sören Wunderlich) zur Verfügung um ihre physikalische Lehrshow den Zuschauern im Malersaal nahe zu bringen.
Mit dem antiken Vordenker Parminides, der sein „Es ist“ zum Kredo seiner Überzeugungen machte und damit alle Bewegung negierte, beginnt es. Die Ansichten des Pythagoras, der in der Aussage „Alles ist Zahl“ seine Weltformel zu finden glaubte, die die Harmonie der Schöpfung belegte, führen schon zu den ersten Irritationen: Ausgerechnet seine berühmte Formel „a² +b² = c²“ beweist, dass es irrationale Zahlen gibt. Regisseur Oelbermann findet eine überzeugende Form dafür: Die Drei auf der Bühne intonieren die Worte der Formel mit einer konventionellen Popmelodie. Als der Youngster der Runde das erste irrationale Ergebnis errechnet, bricht er in jedoch in rebellische Punkrhythmen aus, die die anderen wütend abbrechen.
Die Primzahlen tauchen auf. Mit ihnen Gauß, der für diese unabhängigen Zahlen eine Regelmäßigkeit erkannte, die wieder einmal den tiefere Ordnung des Systems zu beweisen schien. Albert Einstein und Kurt Goedel sind weitere Wissenschaftler, denen die Show von Martin Oelbermann Zeit widmen. Zweiterer wohl mehr aus Gründen der verschrobenen Anekdotenhaftigkeit seiner Persönlichkeit als aus umwälzender Erkenntnisreichtum seiner Forschungen.
Bis zur Pause findet Oelbermann unterhaltsame, schöne und interessante Bilder für die Annäherung an den Begriff der Unendlichkeit. Immer wieder wird die gebogene Rückwand für Projektionen von bewegten Zahlen genutzt, die neue Dimensionen näher erscheinen lassen, da sie den Raum schweben, drehen oder abheben lassen. Ein neues Universum scheint zu entstehen und doch ist alles nur Illusion.
Nach der Pause wird der Unterrichtsstoff trockener. Jetzt wird die Physik auch als die langweilige, abgehobene Wissenschaft gezeigt, die nur zur Selbstbestätigung des eigenen Fachbereiches benötigt wird. Auf diese Bestätigung einer durch eigene Erfahrungen oft belegten Tatsache hätte man ohne großen Verlust verzichten können. Doch auch so zeigt der Abend von Oelbermann, dass ein Trip in die Welt der Wissenschaft tatsächlich für erkenntnisreiche Unterhaltung dienlich sein kann.
Birgit Schmalmack vom 7.11.07
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