Allein unter Spielplatzmüttern
Allein unter Spielplatzmüttern
Alle Eltern waren mal ganz normale Menschen.
Auch Torben und Jette waren mal ein ganz normales - sogar außergewöhnlich harmonisches -Paar, bevor sich Nachwuchs ankündigte. Hellsichtig erkannte er auf dem Ultraschallbild die Aufnahme vom Echolot eines feindlichen U-Bootes. Nachdem er ausgeschlossen hatte, dass sich der Angriff auf ihre friedliche Zweisamkeit noch abwenden ließ, tröstete er sich: Nicht sein Leben würde sich komplett verändern sondern das seiner Freundin.
Doch er hatte sich verschätzt: Da Jette in ihrem Job erheblich mehr verdient als Torben, darf er seine Erfahrungen neun Monate später als einziger Mann „Allein unter Spielplatzmüttern“ machen. Und das ist keineswegs das Paradies, wie sein Freund Jörn vermutet. „Das sind keine Frauen, das sind Mütter“, klärt Torben ihn auf.
Auch zu Hause geht die Arbeitsteilung nicht glatt auf. Da Torben für den Tag und Jette für die Nacht zuständig ist, ist der Schlafmangel vorprogrammiert und die gemeinsame Zeiten fallen aus. „Für eine Beziehung muss man wach sein“, erkennt auch Jette, die im Dauerstress zwischen erfolgreicher Geschäftsfrau und liebevoller Mutter keinen Platz für die Rolle als Geliebte ihres Mannes findet.
Dass die Lösung ihres Problemes sich schließlich auf dem Spielplatz findet, zaubert ein Happy-End an Toben und Jettes Geschichte: Eine der Mütter sucht einen neuen Angestellten in ihrer Firma: Torben darf endlich in die Männerrolle schlüpfen und Jette ganz Mutter und Frau sein.
Trotz dieses unbefriedigenden Lösungsansatzes schafft es Peter Kühns Inszenierung des Romans von Volkmar Nebe sich dem Problemfeld „Rollentausch“ auf amüsante Art zu nähern. Mit spritzigen Dialogen gewürzt werden in den Szenen zwischen Torben und Jette viele Schwierigkeiten deutlich gemacht. Bei allen weiteren Figuren, die ihr Elternleben begleiten, flachen sowohl die Personenzeichnung wie auch die Wortwechsel ab. Zu klischeehaft sind die betuliche Hebamme, die prollige Schwangere, die esoterische Mutter und der Macho-Freund gezeichnet. Doch die Romanvorlage lieferte immer noch genügend Stoff für einen sehr kurzweiligen Abend. So ist der Unterhaltungsfaktor bei diesem Theaterabend sehr hoch. Junge Paare mit dezidiertem Rollentauschwunsch ist allerdings eher von einem Besuch abzuraten; mit Sicherheit wird ihre ganze Diskussion über das Für und Wider erneut entfacht werden.
Birgit Schmalmack vom 27.6.08
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