Zur Kritik von
Macbeth, Monbijoutheater
Machtspiele im Sandkasten
Zwei Gestalten, die mehr an Aliens als an Menschen erinnern, mit schwarz-weiß geschminkten Gesichtern und silbernen Reptilien-Kappen, fallen auf die Bühne. Sie scheinen aus einer anderen Universum zu kommen. Sie fallen in die Sandkiste, die mitten in die Arena des Hexenkessels steht. Sie treffen auf mehrere Zauberfrauen, die ihnen die Zukunft vorhersagen. Diese Weissagung wird ihnen zum Verhängnis werden. Macbeth soll Karriere machen, denn er hat für sein Volk einen großen militärischen Erfolg errungen. Nicht nur sein Gefährte Bankow wird ihm dabei im Weg stehen.
Der alte König Duncan scheint nicht ganz auf der Höhe der Zeit zu sein. Er schläft im Stehen ein. Wenn er seine Untergebenen nicht hätte, würde er stets und ständig in den Sand fallen. Sie dirigieren in durch sein Leben. Da ist die Ehefrau von Macbeth ein anderes Kaliber. Sie weiß genau, was sie will. Als sie hört, dass ihr Mann ein steiler Aufstieg bevorsteht, will sie sofort nachhelfen. Wenn du ein Mann bist, räumst du den König aus dem Weg, dann ist er für dich zum Thron frei. So treibt sie ihren Mann an. Doch auch die Stimmen in seinem Kopf, die ihn seit der Weissagung der Hexen verfolgen, lassen ihn nicht mehr in Ruhe. Die Verlockung der Macht hat ihn erwischt. So greift er zum Dolch, hier im Monbijoutheater unter der Regie von Darijan Mihajlovic, sinnigerweise zur Krone, die er ins Herz des schlafendes Königs sticht.
Das Blut wird hier gleich zinkeimerweise ausgeschüttet werden. Wannen mit Wasser stehen dann zum Spülen bereit. Macbeth wird von seiner Frau in Gänze in so eine Zinkwanne gesteckt und mit dem Schwamm rein gewaschen.
Doch Macbeth hat Blut geleckt. Der erste Mord wird den nächsten nach sich ziehen. Macbeth wird irre an sich selbst. Er mordet schon lange nicht mehr, um seine Krone zu sichern sondern weil sein erster Mord das Hineinrasen in eine Einbahnstraße war, der das Zurücksetzen ausschloss. Er rast in Höchstgeschwindigkeit auf die Wand am Ende zu. Endgültig merkt er das, als er von dem Selbstmord seiner Frau erfährt. Da steht er auf einer Pyramide von Zinkeimern, die er auf die Zinkwanne gestapelt hat. Er stürzt bei der Nachricht in den Sand.
Das tolle Ensemble führt einen Machttanz der Zombies auf. Der Shakespearetext wird unter der Regie von Mihajlovic in ständige Bewegungen übersetzt. Das gelingt hervorragend. Mit den einfachen Mitteln, Sand, Wasser und Farbeimern wird die Tragödie erzählt. Aus den Schauspielern ragt der Hauptdarsteller Jonas Kling heraus, der mit sicherer Eleganz und Energie durch den Abend tänzelt, rast und wütet. Hervorragend!
Birgit Schmalmack vom 22.8.17