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Zur Kritik von |
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Das Versprechen, Thalia-Theater |
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Die Welt ist verschwunden
Die Welt ist verschwunden, nur Gert ist noch da, stellt Chrissi zu Beginn fest. Dieser Gert liegt auf dem Holzboden, der sich wie ein Halfpipe bis in den Bühnenhimmel wölbt. Denn Gert wartet immer noch auf den Mörder an der Tankstelle, die er sich extra für diesen Zweck gekauft hat. Der ehemalige Kommissar hatte einer Mutter das Versprechen gegeben, den Mörder ihrer Tochter zu finden. Seine komplette Lebensplanung stellte dieses "Versprechen" auf den Kopf. Statt neue Aufgabe in Jordanien zu übernehmen, wurde vom Dienst suspendiert und wurde Tankwart. Die Tankstelle schien ihm der ideale Ort, um den Mörder zu fangen, da nebenan eine Frau mit ihrer kleinen Tochter wohnte. Diese Tochter gab den perfekten Lockvogel für sein Unterfangen ab. Als hinderlich stellte sich allerdings heraus, dass es sich hier um leibhaftige Menschen handelte, die er sich als Mittel zum Zweck ausgewählt hatte. Chrissi sagte schon manchmal spontan Papa statt Gert zu ihm und wünschte sich zum Geburtstag, dass sie endlich unter einem Dach wohnen. Auch ihre Mutter sah in dem ruhigen, ordentlichen Mann einen Neuanfang für ihr verkorkstes Leben. Doch sie waren nur Spielsteine in seinem Spiel, das sich zudem auch noch als erfolglos herausstellt.
Ein Krimi ist das nicht gerade, was Dürrenmatt da als Drehbuch zum Film "Es geschah am helllichten Tag" und als Roman "Das Versprechen" geschrieben hat. Dennoch bedient sich Armin Petras in seiner Inszenierung am Thalia Theater entsprechender Musikeinspielungen, Pistolengeknalle und etlicher Blutbeigaben. Das muss der eigentlichen Charakterstudien nicht schaden. Dafür spielt Fritzi Haberlandt als acht- und sechzehnjährige Tochter einfach zu überzeugend. Ihre kindliche Liebe und ihre jugendliche Abgeklärtheit, die sie sogar zur Erzählerin des ganzen Geschehen werden lassen kann, obwohl sie das Opfer ist, berühren. Stoisch verfolgt der in sich gefangene Kommissar sein Ziel. Peter Kurth gibt ihm die entsprechend resignierenden Züge, da er sich gegen seinen einmal eingeschlagenen Weg nicht mehr stellen kann. Dieser Mann wird an seinem Versprechen festhalten. Leila Abdullah hat leider nur wenige Szenen, um die Hoffnungen und Enttäuschungen der Mutter zum Ausdruck zu bringen. Diese nutzt sie mit Nachdruck.
Viele Nebenpersonen bevölkern die Szenerie, die Petras liebevoll ausmalt. Sie setzen unterhaltende Kontrapunkte zu der betont langsamen Entwicklung des Hauptstrangs. Während diese mit Schneegestöber und Nebelschwaden immer wieder eingefroren wird, gönnt sich Petras durch diese Nebenhandlungen bunte Konfettipunkte auf die Szenerie. Das Leben zieht an dem erstarrten Gert in bunten Blechautos vorbei. An seinen Möglichkeiten hat er keinen Anteil mehr. Er hat eine Entscheidung getroffen, die alle weiteren unmöglich macht. Das erträgt er als sein Schicksal. Die beiden Frauen werden zu seiner unfreiwilligen Schicksalsgemeinschaft. Statt Aufbruch beschert ihnen Gert Stillstand. In der Entwicklung vom quicklebendigen Kind zur kettenrauchenden, blondierten, unbeteiligt abwartenden, Kellnerin zeigt Chrissi, dass einzig noch ihre Jugend Hoffnung auf eine Veränderung weckt. Sie sind schon jetzt zur Zuschauerin ihres eigenen Lebens geworden.
Petras Inszenierung lebt von dem kontrastierenden Darstellung der Haupt- und Nebenfiguren. Petras arbeitet die Psychologie der Hauptfiguren in großer Ruhe und Konzentration aus während er seinen spielerischen Ideenreichtum bei den Nebenfiguren zur Anwendung kommen lässt. Wer sich auf diesem stetigen Wechsel einlassen mochte, erlebte einen interessanten Theaterabend.
Birgit Schmalmack vom 26.9.05
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Peter Kurth und Fritzi Haberlandt im "Versprechen" Foto: Bettina Stöß
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Druckbare Version
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Effi Briest, MGT Schloss, Deutsches Theater
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