Songs from a room
Songs from a room
Hotel der verzweifelten Seelen
Die Normalverweifelten würden von diesem Hotelzimmer besonders angezogen werden, verrät das Zimmermädchen (Hedi Kriegeskotte) dem neuen Gast (Jörn Knebel), der als Astronaut verkleidet durch die Hotelzimmertür spaziert. „Hältst du mich etwa für eine reale Gestalt?“, fragt sie ihn listig. Nein, sie geleite ihn nur durch seine Erinnerungen, die dieses besondere Hotelzimmer aus den tieferen Bewusstseinsebenen hochbringe. Er revanchiert sich, als sie sich über seinen Aufzug wundert: „Wenn du eine metaphorische Figur bist, darf ich doch wohl ein symbolisches Kostüm tragen, oder?“ Nähe zu den Dingen würde man eben am besten aus der Ferne erhalten. So blickt er aus der Distanz auf sein bisheriges Leben.
Irgendwann steht dann der Astronaut neben der schönen, blonden Frau, mit der er gerade eine Nacht verbracht hat, und singt mit ihr ein Duett. Er in seinem beleuchtenden Helm, starr in einem wuchtigen Anzug, sie schutzlos in ihrem engen samtigen Abendkleid. Ein schönes Bild für die Ferne zwischen den beiden, die trotz der eben miteinander verbrachten Nacht zwischen ihnen herrscht.
Für Regisseur Matschoß ist dieses Hotelzimmer der verzweifelten Seelen der geeignete Rahmen um die melancholischen Songs von Leonard Cohen als Kommentar zu den erzählten Lebensgeschichten einzuspielen. Obwohl sie in „Songs from a room“ eher fetzig mit Backgroundsängerinnen, viel Schlagzeug und Blech im Swing-Sound daherkommen. So wird die Show unterhaltsamer als die Stories, von denen Cohens meist traurige Poesie berichtet. Einzig Jörn Knebel in der Hauptrolle verkörpert genau den leicht verwirrten, liebenswerten Lebensträumer, von denen die Lieder erzählen. So bedient dieser Abend viele Erwartungen: die nach perfekter musikalischer Unterhaltung in eindrucksvollen Arrangements und durch den perfekt besetzten Hauptdarsteller auch die nach sentimentaler Lebensphilosophie.
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