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Silly old fools

Silly old fools
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1643842/Ein-wunderbar-leichter-und-vergnueglicher-Abend.html
http://www.welt.de/die-welt/kultur/article9896108/Schaurige-Wahrheiten-aus-dem-Schatten.html
Blick in die Zukunft
Der Vorhang geht auf: Fünf Gestalten hängen auf ihren Gehwagen, Rollstühlen und Krücken. Nutzlos für diese Gesellschaft geworden, vegetieren sie in der Alten-Aufbewahrungsanstalt des bebrillten, einfältigen Heimvaters und der servilen Schwester Raphaela dahin. Hier sind sie schutzlos ihren kruden Theorien zur Betreuung ihrer „Freunde“ ausgeliefert.
Skurriler Humor durchzieht die Inszenierung von Mark von Hennig. Schonungslos hält dieses Stück unserem Umgang mit dem Alter den Spiegel vor. Illusionen werden gnadenlos zerstört. „Sie blicken hier in Ihre eigene Zukunft“, mahnt der Heimvater immer wieder die Zuschauer im Malersaal. Die Entstellung des Alters ist dabei so erbarmungslos, dass das Lachen im Halse stecken bleibt und einer Erschütterung Platz macht.
Die Gebrechlichkeiten werden bis zur Karikatur übertrieben.
Spannend wird der makabere Abend, wenn die Gedankengänge der Alten zu hören sind. Während die Senioren an der Bühnenrampe ihre Gebrechlichkeiten vorführen, steht ein anderer Senior im Hintergrund und verleiht ihren Gedanken seine Stimme. Plötzlich werden die Karikaturen zu denkenden und fühlenden Menschen, denen nur ihr Körper und ihre Umwelt den Raum zu einem würdevollen Ausdruck verweigern. Der Kontrast könnte stärker nicht sein. Die vom Hausvater unterstellte Demenz? Fehlanzeige. Mehr oder weniger sympathische Menschen mit Wünschen, Sehnsüchten, Eifersüchten, Missgunst, Erinnerungen und Schmerzen kommen zum Vorschein. Dann werden die Menschen wieder jung und tanzen ohne körperliche Beschränkungen zu Musik aus ihrer Jugendzeit. Die berührenden Momente sind leider von kurzer Dauer, schnell rettet man sich in die vermeintlich leichte Freakshow der körperlichen Behinderungen.
Birgit Schmalmack vom 11.11.10

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