Road
Road
Das Stück von Jim Cartwright spielt auf der Straße. Auf einer Straße in einem herunter gekommenen Viertel. Die Menschen kennen sich, sie offenbaren ihre Probleme, sie leben sie auf der Straße aus. Die Anonymität der Großstadt gibt es hier nicht.
Wunderbar lässt sich das Stück auf das Schulterblatt verlegen. Wie gemacht scheint die Rote Flora als Aufführungsort zu sein. In den abgerissenen, rot gestrichen, geschichtsträchtigen Saal im Erdgeschoss passen die dreizehn Straßenbewohner so gut, dass ein paar Flora-Besucher gleich mitspielen wollten. Sie mussten erst darüber aufgeklärt werden, dass es sich hier um eine inszenierte Wirklichkeit, manchmal auch Theater genannt, handele.
Wir sehen zwei junge Mädchen auf der Suche nach Party-Abenteuern. Wir erleben ihre Mütter, die diese hoffnungsvolle Phase schon lange hinter sich gelassen haben und jetzt den trinkenden, schlagenden Ehemännern oder dem Suff ergeben sind. Wir treffen den Prof, die die Straßengeschichten aus rein soziologischem Interesse sammelt und jede mit einem Bier bezahlt. Wir erleben ein frustriertes Ehepaar, das seinen keifenden Streit auf der Straße austrägt. Nicht alle Szenen sind so konzentriert, wie die, in der sich ein lesbisches Paar zum gemeinsamen Hungerstreik entschließt. Vielleicht beschert ihnen dieser radikale Schritt endlich eine Form der Erkenntnis? Erst kurz vor dem Sterben erkennen sie, dass ihr Tod ebenso wenig Sinn hatte wie ihr Leben selbst.
Die Regisseure Ulrich Bähnk und Peter Ohrt sind in die Realitätsfalle getappt. So klebte die Kotze an Doreen, so schwabbelte der Bauch am Ehemann, so kippte man die Flaschen auf Ex. Als einziges Element der Abstraktion thronte das alternde Teufelchen Scallery hoch über dem Geschehen und machte sich über die dummen Menschen lustig. Das sorgte für ein paar Lacher, aber leider auch zum Abbruch von Spannungen, die die Schauspieler aufgebaut hatten.
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