Jenseits der Grenze ist es nur ein Schritt
Über die Grenze ist es nur ein Schritt
Heimat?
Eine Schullandkarte hängt im entkernten Bus. Ein Mann beginnt seinen Vortrag über den unbekannten Kontinent Afrika. Doch dann stürmt ein junger Mann (toll: Patrick Abozen) in den Bus und bittet um kurzes Asyl. Dede schaut sich gehetzt um. Er lässt sich in die Polster fallen. Dann beginnt er zu erzählen. Seine Mutter kam aus Ghana, mit zwei kleinen Kindern. Ihren Mann musste sie zurücklassen in Algerien, dort wartet er noch immer auf die Überfahrt. Noch kann er die Schlepper nicht bezahlen. Dedes Mutter ist eine starke Frau. Ihren zwei Söhnen ist sie ein standhafter Bezugspunkt in Deutschland. Dennoch streiten sich Dede und seine Mutter neuerdings immer öfter. Sie schickt alles Geld an die Familie in Ghana, nie nimmt sie etwas für sich. Dede denkt, dass sie sich ausnutzen lässt. Seine Mutter sehnt sich nach einer Rückkehr, doch Dede will nie wieder zurück in die „schrecklichste Stadt der Welt“, in die Müllberge von Toxic City.
Melle (Janna Lena Koch), Dedes Freundin, steht plötzlich vor dem Bus. „Nie bist du da, wenn ich dich brauche!“, bekommt sie zu hören. Dede macht sicht Sorgen, sein kleiner Bruder ist verschwunden. Dede hat eine Scheiß-Angst. Ständig vor Abschiebung bedroht, ist er immer auf der Hut. Polizei ist gleichbedeutend mit dem Risiko der erzwungenen Rückführung. Wo gehört er hin? Ständig schwankt er zwischen wir und ihr, wenn er die „deutschen“ Zuschauer im Bus anspricht.
Mit Witz, Tempo, Gefühl und ein wenig Romantik hat Regisseur Johan Heß die gut recherchierte Geschichte von Michael Müller inszeniert.
Birgit Schmalmack vom 7.3.11
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