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Hermannsschlacht

Hermannsschlacht

Vom Teutoburger Wald sind nur noch Holzbretter übrig geblieben. Eine abschüssige Parkettbahn ergeben sie, die bis in die ersten Zuschauerreihen ragt. Nur langsam können sich die fünf Akteure auf ihr. Spontane Aktionen verbieten sich hier. Eher sorgsam eingefädelte strategische Planungen werden hier umgesetzt. Dass sie nicht immer klappen müssen, beweist die Bühne am Schluss. Als der Römer sich siegessicher aus dem Untergrund nach oben wagt, seinen Überraschungscoop durchführen will, bricht der Fußboden unter ihm ein. Je weiter er sich vorwagt, desto zahlreicher werden die Löcher in dem hölzernen Untergrund. Denn der Deutsche Hermann war noch schlauer als die überlegenen Römer. In der scheinbar aussichtlosen Hermannsschlacht geht der deutsche Fürst als Sieger hervor, weil er die Italiener an Hinterlist und Tücke noch übertraf. Doch auch er geht als Verlierer vom hölzernen Platz auf dem der Stellungskrieg stattfindet: Seine Frau Tussnelda (Katja Dombrowski), die er als einen strategischen Schachzug als Lockvogel für den Römer eingesetzt, entwickelt mehr Gefühle für diesen, als ihm lieb sein kann. Wie ein geprügelter Hund sitzt Hermann trotz des militärischen Sieges am Ende am Rand der Bühne.
Der Kreig kennt nur Verlierer. Das ist die Kernaussage von Regisseur, der den nationalistisch eingefärbten Text von Kleist um diese Töne entschlackt, auf fünf Personen reduziert und zu einem Konversationsstück konzentriert hat. Statt Schlachtengeläut reden die Personen in Mono- oder Dialogen vom kriegerischen politischen Geschicke ihres Landes. „Dein Römerhass macht dich blind“, bemerkt Tussnelda, die ihr Mann immer nur „Tusschen“ nennt, einmal zu Hermann. Regisseur verzichtet auf gewollte Aktualisierungen, verdichtet das Stück auf die Ehetragödie, die nur ein Spiegelbild der nationalistischen Verblendungen der Männer sind. Tusschen wird die Ehefrau zwar von ihrem Mann genannt. Sie ist aber keineswegs ein Anhängsel ihres Gatten. Katja Dombrowski gibt sie als eigenständige Frau, die zielstrebig ihren Weg geht und ihre Verletzungen in Aktionne umsetz, statt still vor sich hin zu leiden.

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