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Die Zeit des Bessenen

Die Zeit des Bessenen
Der neue Mensch, auf ihn hoffen die beiden Möchtegern-Revolutionäre. Mit ihrer geplanten Aktion wollen sie ihm nun endlich den Weg bahnen. Sie hoffen auf den Segen und die Unterstützung von , den sie als ihr verehrtes Vorbild und philosophischen Ideengeber ansehen. Der war sich bis dato dieser Rolle ganz unbewusst, zumal er in der Zwischenzeit eine Kehrtwende vollzogen. Russen im Exil, das sind sie. Sie befinden sich in den USA, irgendwo im klaten Norden, bei minus 20 Grad treffen sie sich in einer Einöde auf einem Flugplatz. Hier wollen die Beiden Revolutionäre Selbstmordattentäter Flugstunden nehmen. Dazu kommt Lisa, die Ex-Freundin von mit auf den Plan. Angesichts der bevorstehenden Todespläne liegen die Nerven blank. Alle Unklarheiten, Fragezeichen, Diskussionswürdigkeiten, Sehnsüchte, Begierden, Feindseligkeiten, Eifersüchteleien brechen auf und führen zu immer neune Eruptionen in den Beziehungsstrukturen. Das wäre schon Stoff genug, doch der Vermieter der Location, liefert noch seine ungewöhnliche Tochter als beschleunigende Brandbeschleuniger mit hinzu. Während einer Atomkatastrophe geboren, ist sie frühreif, unheimlich, unberechenbar und mordlustig.
Über drei Stunden wabern die Vorbereitungen der Vorbereitungen für die eventuelle Tat dahin. Viele Kämpfe werden lautstark und handgreiflich ausgetragen. Der Sinn und Zweck bleibt weitgehend im Dunkeln, da auch die Ziele der Personen ihnen selbst unklar bleiben. Auch die Diskussionen sind selten diskursiv sondern so nebulös wie die Motive der einzelnen.
Das trägt auch das grandiose Bühnenbild von nicht. Das realistisch verrottete Glashaus eines Flugplatzes mit Aussichtsplattform in einer strahlend weißen Schneelandschaft lässt viel Platz für intime Momente, Jagden um das Häuschen, Wasserschlachten zwischen den verrosteten Fässern und Rangeleien an den Stahlgeländern. Straßenlaternen, Neonröhren samt Bühnennebel, Sternenschnee, Beleuchtung im Haus und Taschenlampen sorgen für ein ausgefeiltes Lichtkonzept. Auch die Klangkulisse setzt Knacken, Sirren, Klopfen als Gruselelemente sowie den Plattenspieler im Haus für Stimmungsmusik wirkungsvoll ein. Die Bilder, die zum Schluss auf den herabsausenden Vorhang projiziert werden, werden dem wabernden Stück nicht gerecht, setzen ein zu plakativen Schlusspunkt: Atompilze schießen mit lauten Knall in die Höhe.

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