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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee
Verkohlt
Der wilde Osten scheint auf den ersten Blick sehr friedlich: Winnetou sitzt in trauter Sofarunde mit Old Firehand und Old Shurehand vor dem Fernseher und sieht einer der legendären Karl-May-Verfilmungen zu. Man greift zur echten Silberbüchse und kippt die Bierchen. Doch ein gemeinsames Abenteuer steht kurz bevor: In ungewöhnlicher Allianz wird man auf Schatzsuche gehen: Die Holzfäller unter Missouri-Blenter nebst der Tante und Neffen aus Sachsen wollen mit den drei Brüdern nach der Silberader im See suchen. Unterstützung aus dem Westen ist ebenfalls angereist: Ingenieur Butler mit rosafarbener Tochter Ellen. Doch die bösen Gegner dürfen auch in der Neuzeit nicht fehlen, wenn es spannend werden soll: Eine russische Ganoventruppe und die Utahkriegern unter ihrem Anführer Großer Wolf vereiteln fast das Happy End.
Dass der Schatz sich später mit riesengroßen Plakaten als Wahlversprechen eines Helmut Kohls herausstellt, ist nur eine der satirischen Anmerkungen in der Inszenierung von Marcel Weinand im Lichthof. Dass die schwarzen, mit Hammer und Sichel bewaffneten Utahkrieger sich als Partei-treue Stalinisten herausstellen, ist eine weitere. Weinand nimmt nicht nur den Karl-May-Stoff sondern auch sein spielfreudiges Ensemble und das amüsierwillige Publikum auf die Schippe. Schlenkelklopfender, vorsilvestriger Klamauk mit Seitenhieben auf deutsch-deutsche Vorurteile ist dabei herausgekommen, der keine Gelegenheit zu jeder Art der Überzeichnung von Klischees ausließ.
Birgit Schmalmack vom 21.12.09

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