Denken und Glauben sei eigentlich ein aggressiver Akt, findet Herr Meier. Plötzlich redet die Leere neben dem Bett Unsinn und ein Akt der Verzweiflung ist die Folge. So hat Herr Meier eines Tages Herrn Schulz als Geisel mit in seine Wohnung genommen. Endlich hat er jemanden mit dem er über Käsebrote und Sehnsüchte reden kann. Die zufällig zu Besuch kommende Nachbarin Frau Müller hält das nach anfänglicher Überraschung für eine sehr gute Idee. Schließlich ist sie schon zu lange unverlobt und auf der Suche nach einem Tischgenossen, für den sie kochen darf. Marc Becker hat eine herrlich skurrile Farce auf die Einsamkeit heutiger Großstadtsingles geschrieben. Harald Weiler hat sie im Kontrastprogramm am Winterhuder Fährhaus mit sensiblem Gespür für die Zwischentöne inszeniert. Seine drei Darsteller (Ole Schlosshauer, Meike Harten, Jaques Ullrich) offenbaren die Nöte ihrer Charaktere in jeder unsicheren Bewegung der Hände, verschämten Aufschlag der Augen und zaghaftem Lächeln. Das Bühnenbild von Heidrun Schüler zeigt die Drei in einem braunen sperrholzvertäfelten Wohnung, in der sein Bewohner Herr Meier in seiner braunen Cordhose fast zu verschwinden scheint. Birgit Schmalmack vom 11.8.11