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Big Deal
Der große Macher?
Gerade hat der Saalmitarbeiter vor Beginn der Vorstellung um Handyabschaltung noch gebeten, da klingelt eines unüberhörbar. Ein junger Typ mit blonden Struppelhaaren läuft mit dem Handy am Ohr die Reihen rauf und runter, will schon zur Tür, da entscheidet er sich doch für die Bühne und der Scheinwerfer geht voll auf ihn. Der junge Mann erzählt einem T-Ray von seinem Missgeschick: Er hatte während des Urlaubs seiner Eltern zuhause eine wilde Party geschmissen, plötzlich standen die Bullen vor der Tür, er hat noch versucht das ganze Gras das Klo herunter zu spülen, dabei sei er verhaftet worden. Doch klar, er werde seine Schulden bei T-Ray bald bezahlen...
Jan hat Ärger, soviel ist schon während der ersten Minuten von „Big Deal“, der neuen Produktion des Grips Theaters im Podewil klar. Die richterliche Auflage verdonnert ihn zu einer Therapie bei Alex, der jungen Frau, die frisch nach ihrem Studium ihre ersten Therapiestunden halten soll. Sie ist dafür besser qualifiziert, als es zunächst den Anschein hat: Aus eigener Erfahrung kennt sie sich bestens in der Drogenszene aus. Das verschafft ihr zwar bei dem Vater von Jan, der sie für seine Zwecke einspannen will, keinerlei Respekt, aber dafür umso mehr bei seinem Sohn, der kurze Zeit später seinen Termin bei ihr hat.
Alex vollbringt das Wunder, Vater und Sohn nach etlichen beiderseitigen Wutanfällen zu einem vernünftigen Gespräch zu bewegen. Ein einfaches Happy-End verwehrt Autor Daniel Craig seinem spannenden Stück zum Glück, aber lässt ein mögliches erahnen.
Regisseur Robert Neumann erzählt mit den animierten Comics von Max Julian Otto, die zu jedem Szenenwechsel auf die weiße Bürorückwand projiziert werden, ein wenig über Jans Vorgeschichte und sein Lebensumfeld. Die Reduzierung auf das Kammerspiel zwischen den drei Personen hat er auf den Punkt genau in Szene gesetzt. Nach spannenden 60 Minuten darf sich jeder der Zuschauer ausmalen, welche Entscheidung Jan nun treffen wird. Will er wirklich sein eigenes Leben in die Hand nehmen oder doch lieber Papa die Konsequenzen bezahlen lassen?
Birgit Schmalmack vom 18.4.10