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Die Signatur des Pelikans
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Natural Born Killers
Was ist das Böse? Steckt es in den Genen oder im Geist? Gibt es Menschen, die zum Bösen geboren werden? Sind das dann die Natural Born Killers?
Axel (Marco Stickel) stellt diese Fragen gleich zu Beginn, die Strindberg in seiner Familienanalyse „Die Signatur des Pelikans“ beleuchtet. Noch im Zuschauerraum wahrt er Distanz zu den übrigen Familienmitgliedern. Er gehört erst seit kurzem zu ihnen. Er ist der Schwiegersohn, dessen Kontakt zu seiner Schwiegermutter besser zu sein scheint als der zu seiner frisch gebackenen Ehefrau (Dialra Schroeder). Mit ersterer hatte er gemeinsam den Ehemann beseitigt und nun den Sohn Federick (sehr stark: Tobias Büssow) aus dem Haus vertrieben. Als sich aber herausstellt, dass es kein Erbe zu verteilen gibt, trübt sich die Stimmung zwischen Axel und Mutter (Mathis Köllmann) merklich ein. Sie soll nun ihre Schuld als Dienstbotin in ihrem eigenen Hause abarbeiten. Nachdem Federick den wahren Machenschaften des Zweiergespanns auf die Spur gekommen ist und seine Schwester aufgeklärt hat, wacht auch diese Träumerin aus ihrem Dämmerzustand auf. Die Brandlegung an ihrem Elternhaus scheint ihnen zum Schluss die einzige Möglichkeit zu sein die Fesseln der Vergangenheit zu kappen.
Das Regieteam Peter Dorsch und Kolja Schallenberg lassen die Rolle der Mutter von jeweils drei der vier Schauspieler spielen und beantworten so die anfangs gestellte Frage: Ein wenig des Bösen steckt in uns allen. Sie spielen in wechselnden Gruppierungen in den engen Räumen zwischen den herabhängenden silbernen Rohren. Die vierköpfige Theaterliga schafft stimmige Bilder für den Käfig der destruktiven Familienbande. Mal spielen sie „Die Reise nach Jerusalem“, denn nur einer kann der Gewinner in dieser Familie ein. Mal posieren sie für glückliche Schnappschüsse, da jeder seinen eigenen Traum vom Glück träumt, auch wenn er dafür seinen Realitätssinn sedieren muss: der Bruder mit Alkohol, die Mutter mit Diebstahl, der Vater mit Vergnügungen oder die Tochter mit ihren antrainierten Fähigkeit zur Träumen.
Das Strindberg Projekt wird zu einer spannenden Familienaufstellung, die sich für die Zuschauer in der Fleetstreet erst Puzzlestück für Puzzlestück zu einem Ganzen zusammensetzt.
Birgit Schmalmack vom 12.3.10