Festival 150% -Sonntag

Zuerst wurde es am Sonntagabend des Festivals im Monsun Theater literarisch: Die Autorin Katrin McClean lässt sich im kleinen Schwarzen sinnlich räkelnd auf einem der zwei Sessel nieder. Aus ihrem roten Kunstpelztäschchen holt sie sich einige zusammengefaltete, weiße Papiere und beginnt zu lesen. Ihre Geschichte spielt in einem Aufnahme-Studio einer Sex-Hotline. Felicitas soll dort jeden Mittwoch ein neues Tonband vollstöhnen. Um sich dafür in Stimmung zu bringen, denkt sie an ihren Ex-Freund Mika, der sie vor kurzem sitzen gelassen hat.
Am zweiten kleinen Tisch hat Moxi Beidenegl vor ihrem schneeweißen Laptop Platz genommen, der mit einem roten Herz verziert ist. Sie liefert mit ihrer elektronischer Musik und dem Live-Gesang die passenden Klänge zu Mc Cleans Geschichte.
McCleans klarer, hintersinniger, schnörkelloser Erzählstil trifft genau den richtigen Ton für das Thema. Er hätte auch ohne die Inszenierung in „Madonna flexibel“ beeindruckt.
Der zweite Festival-Beitrag „Ich wünsche mir Weltfrieden“ von Anne-Spohie Domenz und Grete Michel zeigte Mut und Witz. Nur eine einzige Grundidee gestaltete die folgenden zwanzig Minuten: Im Einsatz für den Weltfrieden hüpften die Schauspieler Gunther Eckes und Betty Freudenberg unermüdlich im Kreis herum. Fröhlich lächelnd zogen sie zur hoffnungsschwangeren Gitarrenmusik von David Pagan ihre Runden. Immer wenn der Sänger zum Ende kommen wollte, liefen sie einfach weiter und zwangen ihn so sie zum Durchhalten in ihrem Dauereinsatz für den Frieden.
Die dritte und letzte Performance lieferte der Schauspieler Severin Hoensbroech mit dem fringe ensemble . Der russische Autor Wenedikt Jerofejew steuerte mit seinen
„Aufzeichnungen eines Psychopathen“ den Stoff für diesen Text- und Alkoholrausch bei. In seinen Tagebuchaufzeichnungen wird der zunehmende Verfallsprozess des einstigen Vorzeigestudenten, der sich zunehmend dem Alkohol und dem jede Regel sprengenden Gedankenstrom ergibt, sorgsam protokolliert. Als Gegenüber dienen Hoensbroech dabei zwei Fernsehgeräte, in deren Video-Abspielungen er und ein weiterer Schauspieler bei Bedarf seine Alter Egi übernehmen können. Um die überbordenden Textmengen zu bewältigen, bedient sich Hoensbroech sowohl vor den Kopf gehängter Manuskripte, eines Teleprompters, des Publikums oder einer Souffleuse, an der er zusätzlich seinen immer größer werdenden Frust ablassen kann. Ein überaus spannender Beitrag zum Festival, der sowohl textlich wie auch formal alle herkömmlichen Schauspielregeln sprengte – ganz entsprechend seines Inhalts.
Birgit Schmalmack vom 17.3.09




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Dann heul doch
I hired a contract killer