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Missy Macabre, Grüner Salon

Nervenkitzel und kulturelles Erbe



Barfuß schlängelt sich Missy Macabre zwischen den Zuschauer:innen im prall gefüllten Grünen Salon hindurch auf die Bühne. Mit ihren bunt tätowierten Körper betritt sie zu dramatisch ankündigender Musik elegant das Podest. Doch dann ein lauter Knall: Mit einem Hammer schlägt sie mit voller Wucht auf den Boden. Er ist also echt. Genauso wie der Nagel, den sie sich daraufhin mit ihm in ein Nasenloch schlägt. Von einer Zuschauerin in der ersten Reihe lässt sie ihn noch ein wenig weiter hineindrücken, bevor sie ihn wieder herauszieht und genüsslich abschleckt. Anschließend präsentiert sie ein dickes Brett, voller langer Nägel. Einen weiteren Zuschauer lässt sie mit voller Wucht einen Apfel gegen ihr erhobenes Nagelbrett werfen. Er bleibt aufgespießt hängen.
Mit einem immer souverän bleibenden Lächeln macht sie es sich danach auf dem Nagelbrett gemütlich. Auch die Bewährungsprobe des anschließenden Gehens auf einem Teppich, der voller Glasscherben ist, besteht Missy ohne Verletzung. Sogar einen rückwärtigen Kerzenstand auf dem Glasbett übersteht ihr Körper ohne jegliche Schnitte.
Das Publikum ist begeistert über die die Nerven kitzelnden Kostproben ihrer Kunst und damit bestens vorbereitet für das anschließende Gespräch mit der britischen Artistin. Denn ist sie mehr als nur eine Show-Attraktion auf dem Film-Festival, das das Roma-Kollektiv im Babylon und Grünen Salon veranstaltet. Im Interview mit der Co-Kuratorin Lisa Smith berichtet Rebecca über die ganz persönlichen Wurzeln ihrer Familie in der Jahrmarkts- und Zirkus-Tradition. Ihre Kindheit sei geprägt gewesen von den nomadischen Fairground-Shows, die ihre Familie mit gestaltete. Dort luden die Männer der Familie die Jahrmarktsbesucher zu Boxwettkämpfen ein. Um diese zahlenden Gäste anzulocken, führten die Frauen vor den Ständen gefährliche Stunts vor. Im Laufe ihrer künstlerischen Karriere, die sie um die ganze Welt führte, interessierte sich Rebecca aber immer mehr dafür, warum dieses kulturelle Erbe, das speziell den Roma zu verdanken sei, so wenig Würdigung findet. Seitdem ist sie nicht nur eine Künstlerin sondern auch Botschafterin, die dieses Wissen mit ihrer Artistik unter die Leute bringen möchte. Also genau richtig an diesem Abend im Rahmen von AKE DIKHEA? im Grünen Salon.
Zum Abschluss des Abends stand dann die musikalische Tradition der Roma im Mittelpunkt und zu der mitreißenden Musik der Brassband durfte ausgelassen getanzt werden. Ein gelungenes Event im Rahmenprogramm des Roma-Film-Festivals, das 2024 schon zum 8. Mal in Berlin stattfindet.
Birgit Schmalmack vom 27.10.24

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