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Können Umarmungen Heimat sein? Ja, befindet Zwoisy Mears-Clarke, der am Bühnenrand sitzt und aus seinem Tagebuch der Migration vorträgt. Er begleitet mit seinen Gedanken die fünf Tänzer:innen in „A place called home“, allesamt migrationserfahren, die auf der Bühne den Gefühlen auf dieser Reise Ausdruck verleihen. Sie demonstrieren dabei eindrücklich die Einschränkungen, Hindernisse und Anpassungsleistungen, die das Verlassen einer Heimat und das Finden einer neuen mit sich bringen. Wie sie gleichzeitig versuchen, einen Platz für sich zu finden und dennoch nirgendwo anzuecken, drückt sich in ihren zum Teil akrobatischen Verrenkungen aus. Sie sind gezwungen, Haltungen einzunehmen, die kaum Fortkommen sondern nur Straucheln ermöglichen. Und ein ständiges Wiederaufrappeln erfordern, um meist erneut wieder zu fallen. Der aufrechte selbstbewusste Gang muss in dem neuen Terrain mit den unbekannten Regeln erst mühsam erobert werden. In dem Bemühen Eingang zu finden, bleiben sie zunächst alleine. Jede:r für sich widmet sich ihrem ganz eigenen Kampf um Anerkennung. Was für eine Erleichterung, als die erste Begegnung mit einem in gleicher Lage befindlichen Menschen gelingt. Die Beiden geben sich minutenlang auf der Bühne Halt. In ihrer Umarmung liegt ein erstes Stück möglich gewordener neuer Heimat. Noch viele Stufen des Erprobens, Lernens, Scheiterns, Aufgebens und Anfangens müssen sie durchschreiten, bis sie am Schluss zu antreibenden Beats in einem befreiten, gelösten, gemeinsamen Tanz zusammenfinden, bei dem sie ihre Gemeinschaft erleben und dennoch ihre Individualität ausdrücken können.
So erschuf Monique Smith-McDowell zusammen mit ihren herausragenden Tänzer:innen Alessia Vinotto, Isidora Soto Frias, Anam (Lukas) Lubisia, Virendra Nishad und ihrem „Philosophen der Hoffnung“ Zwoisy Mears-Clarke eine vielschichtige, ausdrucksstarke und gefühlvolle Choreographie, die die Bedeutung von Heimat jenseits von jeder unsäglichen Leitkulturdiskussion in hoffnungsvolle Bilder und Worte übersetzt.
Birgit Schmalmack vom 18.11.24
Abbildung: A place called home, Kampnagel - Foto: Andreas Schmidt
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