Die  Zähmung der Widerspenstigen

Die Zähmung der Widerspenstigen Shakespeare Company Berlin

Wen ich zähme, den liebe ich


Wie inszeniert man dieses Stück von Shakespeare bloß noch zeitgemäß? Schließlich geht es um die richtige Unterordnung einer Frau unter ihren zugewiesenen Ehemann. Eine schwierige Aufgabe, die die Shakespeare Company aber mit Bravour meistert. Denn im Gegensatz zum Original treffen zwei ebenbürtige Kontrahenten aufeinander, die sich ihren Zugang zur Liebe erst in harten Zweikampf erstreiten müssen. Die wilde Katie trifft auf den Obermacho Petrucchio.
Dass die Inszenierung ganz in der Jetztzeit angekommen ist, zeigt sie schon in den Eingangsszenen. Die Reisenden reisen nicht etwa mit Pferd und Kutsche an sondern mit dem ICE. Alle Geräusche erzeugen die Schauspieler live. Das Quietschen der Bremsen, das Rattern des Zuges, das Rauschen des Windes, das Öffnen und Schließen der Türen und die Zugansagen. Alles selfmade by the crew! Mit Ruckeln, Rutschen und Rempeln finden so die ersten Begegnungen zwischen Mutter Baptista mit ihren beiden heiratsfähigen Töchtern Katharina (Katharina Kwaschik)und Bianca (Elisabeth Milarch) und den Interessenten Hortensio (Erik Studte), Lucentio (Oliver Rickenbacher) und Petrucchio (Andreas Petri) statt. Die beiden ersteren konkurrieren um die schön sanfte Bianca, Petrucchio hat es auf die spröde, kratzbürstige Katharina abgesehen. Die Übersetzung von Christian Leonard geht herzhaft zur Sache, lässt keine Gelegenheit zu deftiger Ausdrucksweise aus und hat jeden Staub der Vergangenheit abgeschüttelt.
Die Schauspieler springen von einer Rolle in die nächste. Sie kennen keine Standesunterschiede und werden schnell vom Herren zum Diener. Als Erkennungsmerkmale reichen dann eine Bommelstrickmütze oder eine selbstgestrickte Wollstrickmaske. Viele liebevolle Einfälle machen den Abend im Naturpark Schöneberg zu einem großen Vergnügen. Doch es sind die zarten Momente, in denen Katharina die Ursprünge ihrer Kratzbürstigkeit offenbart und Petrucchio seine weichen Seiten zeigt, die ihn erst rund machen.
Birgit Schmalmack vom 19.7.13