30 Jahre Vereinigung der Bepoc-Aktivistinnen aus O

Salon 89 mit Peggy Piesche


30 Jahre Vereinigung der Bepoc-Aktivistinnen aus Ost und West

Wieder ein Jubiläum. Diesmal 30 Jahre Wiedervereinigung. Ein guter Anlass um zu schauen, wie die Vereinigung der Bepoc-Community in Ost und West ihre eigene und ihre gemeinsame Geschichte sieht. Dazu hat Peggy Piesche, die schwarze ostdeutsche Aktivistin, zusammen mit Nicola Laure Al-Samarai einen neuen Band vorgelegt. „Salon 89„ heißt er und er versammelt Auszüge aus Interviews, die sie mit den Aktivistinnen mit Ost- und Westhintergrund geführt haben. Zuerst geht es um die Unterschiede. Während im Westen vor der Vereinigung die migrantische Bevölkerung zwar diskriminiert wurde, war sie im Osten völlig unsichtbar. In der DDR wurde ihre Anwesenheit komplett negiert, während in den Westmedien zumindest negativ über sie berichtet wurde. Das führte im Westen schon vor dem Mauerfall zu einer Zusammenschluss in Aktivistinnengruppen, im Osten zu einer Vereinzelung. Durch die fehlende Unterstützung durch eine Gruppe von Gleichgesinnten ergab sich ein ständiges Gefühl der akuten Bedrohung.

Doch als die Wiedervereinigung gefeiert wurde, betraf der Ausschluss alle gleichermaßen. Jetzt ging es ausschließlich um das Deutschland der weißen Deutschen mit den allgegenwärtigen schwarz- rot-goldenen Flaggen. Die als Nicht-Deutschen markierten waren nicht gemeint. Doch auch vor diesem Hintergrund gestaltete sich die Annäherung der Ost- und Westfrauen aus der Bepoc-Community schwierig. Viele Begrifflichkeiten mussten geklärt werden. Nuran Ayten war live dabei. Sie erlebte die Diskussionen, die die schwarzen Frauen im Schoko-Cafe führten als äußerst bereichernd. Hier fand eine Verständigung auf Augenhöhe statt, die sie mit den Aktivist*innen der linken Szene oft vermisst hatte. So kommen die drei Frauen auf dem Podium zum Ergebnis: Während die weiße Feministinnen-Szene sehr lange nur mit sich beschäftigt war, schloss die schwarze Feministinnen gleich von Beginn an die queere Community mit ein.

Nur zögerlich ergab sich am Ende der Präsentation des neuen Buches ein Gespräch mit den Zuschauer*innen. Auch das Publikum muss sich anscheinend erst wieder an Live-Events gewöhnen. Zumal wenn aufgrund der geltenden Regeln die Anzahl der Zuschauer*innen stark reduziert ist. Dennoch machte diese Lesung beschämend deutlich, wie lange der Kampf für gleichberechtigte Teilhabe schon dauert und wie wenig er bisher für durchgreifende Veränderungen gesorgt hat. Gut dass solche Abende dieses immer wieder ins Bewusstsein heben.

Birgit Schmalmack vom 1.10.20