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Zur Kritik von |
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Comedy Slam, Filmnächte am Elbufer |
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Der eigentliche Sieger war die Echse
Moderator Thomas Jurisch springt unter Nebeleinsatz auf die Bühne auf Elbufer und trainiert erst einmal die Applausfähgikeit des Publikums. Er ist ein Altmeister in Sachen Poetry-Slam, schließlich kann er auf lange Schaubuden-Erfahrung zurückblicken. So ist der bestens aufgelegte "Jury" die Idealbesetzung, um die fünf Slamer, die heute mit jeweils zwei Beiträgen um die Gunst des Publikums und eine Drei-Liter-Wodka-Flasche streiten, auf die Bühne zu holen. Allesamt Profis, wie er versichert. Die "Vorband" Michael Hatzius macht vor, wie es geht. Mit seinem Alter Ego, der Echse, hat er sich eine Figur geschaffen, die sich alles erlauben kann. Mit gottähnlicher Arroganz fällt die Hatzius-große Puppe Urteile Schlag auf Schlag. Im ersten Teil geht sie die Bundesbürger und ihre Intelligenz durch. Als Gradmesser dient ihr alleine der Dialekt. Auch die Dresdner bekommen ihr Fett ab: Sei wachsam, Sachse, wenn viele Dresdner sich draußen versammeln! Sächsisch habe allerdings einen Vorteil: Bei ihm ist auch nach dem Saufen kein Unterschied in der Aussprache zu bemerken. Die Echse rekelt sich lebensecht und jovial mit ihrem Alter-Ego im Chefsessel. Einmal hätte man ihr den Posten des Papstes angeboten, doch warum sollte sie sich verschlechtern? Sie sei schließlich schon die Echse. Das ist intelligente Comedy mit süffisantem Tiefgang. Die erste Slamerin, die Berliner Schweizerin Hazel Brugger weiß, dass sie sich alles erlauben kann; ein weiblicher Comedian sei per se politisch korrekt. Demzufolge macht sie sich scheinbar aus dem Stehgreif über Genderthemen lustig. In ihrer zweiten, wesentlich pointierteren Runde gibt sie sehr serviceorientiert. Sie hat schon mal die Rezension ihres Auftritts verfasst; es sei doch heutzutage so schwierig sich eine Meinung zu bilden. Seitenhiebe auf das Feuilleton liefert Hazel, die nach eigener Aussage immer noch unter den Spätfolgen ihres Literaturstudiums in Zürich leidet, damit gleich mit. Der zweite, Paul Weigl ist als Comedy Slam Meister nach Dresden gekommen. Er ist sich mit Marius Müller-Westernhagen sicher, dass "Freiheit ist das einzige was zählt". Sie sei für jeden erreichbar, er müsse nur weiß, heterosexuell, männlich, reich, gebildet sein. Seine vor Zynismus strotzenden Texte ließen den Applaus der Dresdner Zuschauer dieses Mal etwas geringer ausfallen. Der in der Psychiatrie tätige Sebastian Hahn mit dem kleinen Bäuchlein schildert dagegen äußerst hintergründig und selbstironisch seine Erlebnisse bei seiner Musterung, die ihm zum Glück attestierte, dass er nicht zu den Premiummodellen des deutschen Mannes gehört und damit für den Dienst am deutschen Volke untauglich sei. Jan-Philipp Zymny aus Wuppertal erwartet von seinem Publikum die Bereitschaft mitzudenken. Er wünsche sich eine "Leute-Polizei", die bei der Verbreitung rassistischer Witze sofort einschreitet. Doch meist wartet er vergeblich. Wie heute Abend? Er erzählt nämlich von seinem Hund, der sich als Nazi herausstellt. Als er ihn entsorgen will, kratzt er kurz darauf wieder an der Tür: "Ich bin wieder da!" Er redet ihn mit der "Führer" an, verspricht ihm blinden Gehorsam und geht mit ihm "Gasi". Wie weit muss Zymny noch gehen, dass endlich die Leute-Polizei eingreift und diesem rassistischen Humor Einhalt gebietet? Volker Strübings erster Text ist eine Schimpftirade auf alle Hipster-Eltern, die ihn im Prenzl-Berg nerven. Babys seien doch die Arschlöcher der Zukunft, eventuell entpuppten sie sich zu Minitrumps, die man aber leider nicht kostenlos zu Zalando zurückschicken könne. In seinem zweiten Text ist Strübing mittlerweile selbst Vater geworden. Ganz problemlos sei er als 44-Jähriger in das viel zu enge Heldenkostüm des Papas geschlüpft, lerne mit dem Schlafdefizit umzugehen und habe noch nie so viel Blödsinn gemacht, nicht einmal auf der Bühne. Das holt er gleich nach und trägt das "oberpeinliche" Lied, das er für seinen Sohn gedichtet hat, live vor. Das anschließende Applausometer des Publikums lieferte Jurisch trotz anfänglicher Trainingsphase keinen eindeutigen Sieger, was nach dem Abend nur folgerichtig war. Keine der Slamer überzeugte in beiden Runden. So teilten sich gleich zwei die Drei-Liter-Flasche: Sebastian Hahn und Hazel Brugger. Wenn auch Hatzius Echse schon nach der Pause angesichts der Qualität der kollegialen Beiträgen bedenklich den Kopf geschüttelt, hatten die Zuschauer viel Spaß an der wunderschönen Bühne am Elbufer. Birgit Schmalmack vom 7.8.17
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Dresden Sommernacht, St-Pauliruine
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