Alfonso Assor ist krisenerprobt. Der Corona-Shutdown konnte ihn nicht erschrecken. Denn er ist unabhängig. Er erhält keinerlei Förderung für sein Kreuzberger Kellertheater, das er seit 30 Jahren betreibt. Das kann er sich auch deswegen leisten, weil sich die Miete seitdem nicht erhöht hat. So spielt er und spielt er. An mittlerweile fünf Tagen die Woche in seinem „Garntheater„ in der Katzbachstraße.
Assor ist eine markante Persönlichkeit, die mit seinem eigenwilligen Mimik und besonderen Sprachduktus die Fantasie von etlichen Regisseuren beflügelte und zu vielen Filmrollen führte. So kann er sein Herzensprojekt seines Kellertheater querfinanzieren. So kam es ihm zugute, dass er vor dem Shutdown noch ein paar Filmaufträge hatte, so dass er über ein kleines finanzielles Polster während der zwei Monate verfügte, in denen auch er sein Theater schließen musste. Nur ein paar Privatvorstellungen im ganz kleinen Rahmen hat er in dieser Zeit veranstaltet, mit dem genügenden Sicherheitsabstand entsprechend der geltenden Regelungen.
Assor ist gewohnt mit wenig auszukommen. So hat er sich seine Unabhängigkeit und künstlerische Freiheit über dreißig Jahre lang stets bewahrt. Sein Garntheater navigiert er unabhängig von allen Moden, von äußeren Unterstützungen. Er bleibt sich und seinem Anspruch treu. Meist arbeitet er alleine und braucht deswegen keinerlei Kompromisse eingehen. Assor hat seinen Platz jenseits von Gentrifizierungsängsten gefunden. Zum Glück gibt es sie noch in Berlin.
Birgit Schmalmack vom 16.7.20
Sie sind hier:
Theater in der Krise?
in Berlin