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Hiob Gottesfürchtig und alltäglich
„Mendel Singer, Jude, gottesfürchtig, fromm, alltäglich“, so beschreibt sich Mendel Singer (Andre Jung) selbst. Er lebt als armer Lehrer mit seinen drei Kindern und seiner Frau (Hildegard Schmahl) in einem russischen Schtetl vor dem ersten Weltkrieg. Jede Kopeke muss die Familie zweimal umdrehen. Seine Kinder wollen ein anderes Leben: Ein Sohn wird Soldat, der andere wandert nach Amerika aus und die Tochter treibt sich mit Kosaken rum. Nur sein behinderter Sohn Menuchim bleibt zu Hause bei seinen Eltern. Obwohl ein Rabbi versprochen hatte, er werde gesund werden, wenn seine Eltern ihn nie im Stich lassen würden, wandern sie schließlich ohne ihn zu dem älteren Sohn nach Amerika aus. „Birth, Love, Death“ steht auf dem Karussell, das die Bühne ausfüllt. Mit altmodischen Blümchen-Stoffen verhängt atmet es jedoch nicht den Duft des Amüsement, sondern der Armut und des Stillstands. Erst nachdem Mendel in Amerika angekommen ist, fängt es an sich zu drehen und die bunten Neonröhren beginnen zu blinken. Hinter der mittleren Spannplattenverkleidung kommt eine Amerika-Flagge aus bunten Spiegelflächen zum Vorschein. Doch Mendel schleppt die Vergangenheit mit sich in die neue Welt. Er kommt mit Tempo Amerikas nicht zurecht. Er hört wohl die Worte seines erfolgreichen Sohnes, dass Amerika das gelobte Land und New York die Wunderstadt sei, doch für ihn erfüllen die Verheißungen nicht. Der erste Weltkrieg kommt. Sein einer Sohn fällt als russischer Soldat, sein zweiter als amerikanischer, seine Frau stirbt an der Trauer und seine Tochter wird verrückt. Alleine bleibt Mendel in dem fremden Land, dessen Sprache er nicht spricht, zurück. Aller Menschen, die er liebte, beraubt, schwört Mendel seinem zu fürchtenden Gott ab. Doch gerade jetzt lässt dieser ein Wunder geschehen: Der einst behinderte Menuchim kommt als berühmter Komponist zur Tür herein und begrüßt seinen Vater. Vor dem erleuchtenden, sich drehenden Karussell verkündet Mendel: „Ich will die Welt begrüßen!“ Koen Tachelet hat nach dem Roman von Joseph Roth eine Theaterfassung geschrieben, die Johan Simons für die Münchner Kammerspiele in Szene gesetzt hat. Im Rahmen der Autorentheatertage kam sie nach Hamburg. Simon findet vor der betont unästhetischen Bühne von Bert Neumann eine stark auf die Hauptpersonen konzentrierte Erzählweise, die in kurzen Szenen die Entwicklung Mendels und seiner Familienangehörigen aufzeigt. Andre Jung und Hildegard Schmahl machen aus den beiden Eheleuten ausdruckstarke Persönlichkeiten, die ihren knappen Textpassagen echtes Leben einhauchen. Birgit Schmalmack vom 7.5.09
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Faust hat Hunger und verschluckt sich an einer Gre Rashamon
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