Nathan der Weise
Intendant Joachim Lux hat zu den Thalia Lessingtagen den Theateraltvater Claus Peymann mit seiner Inszenierung „Nathan der Weise“ am Berliner Ensemble eingeladen. Beim samstäglichen Gastspiel konnten alle Hamburger Zuschauer sie mit der hauseigenen Inszenierung von Nicolas Stemann vergleichen. Größer hätte die unterschiedliche Herangehensweise kaum ausfallen können. Während Stemann Lessings Text und Sprache höchsten Respekt zollt, indem er ihn ohne jede schauspielerische Interpretation als Hörstück geben lässt und ihn mit Jelineks Anmerkungen bilderflutartig kontrastiert, widmet sich Peymann ganz einer klassischen Umsetzung des Stoffes. Um die Diskussion um die Glaubensfrage aber nicht zu trocken werden zu lassen, spart er nicht mit komödiantischen Anmerkungen, die durch die Kostümierung der Personen zum Teil ins Lächerliche gezogen werden. Einzig die Personen um Nathan sind in ihrer schlichten schwarz-weißen Kleidung von diesen Ansinnen ausgenommen. Der junge ungestüme Tempelherr muss dagegen mit einer Maskerade aus weißem mit einem riesigen, roten Kreuz markierten Panzer, einem Tropenhelm und wuchtigem rotem Schwert umherlaufen. Die muslimischen Herrscher sind durch ihren orientalisch anmutende Schminke und ihren Federschmuck gekennzeichnet.
Auf dem Boden sind Karofelder markiert. Auf ihnen stehen bunte Stühle. Saladin und seine Schwester Zitah spielen Schach. Mit ihren schwarz-blauen Gewändern und den Federn auf dem Kopf zeigen sie besondere Stellung als muslimischer Herrscher über die Geschicke Jerusalems. Sie sind diejenigen, die nach ihrem Willen ihre Untergebenen wie Schachfiguren herumschieben können. Gerade hat Saladin aus einer Laune heraus einen christlichen Tempelherren begnadigen lassen, weil er seinen verschollenen Bruder Assad ähnlich sah. Er kann auch den reichen Juden Nathan an seinen Hof zitieren lassen, weil er für neue Kriegszüge Geld braucht.
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