Das war ihr Leben
Feuer unterm Kessel Intimes
Damit Sven Amtsberg das Feuer unter seinem Kessel Intimes auch richtig zum Kochen bringen kann, hat er der Location klug gewählt: Trotz Eis und Schnee vor den Türen des Grünen Jägers sorgten drinnen die auf engstem Platze zusammengerückten Menschen für den Anstieg der Temperaturen. So heizten nicht nur die erwartenden Enthüllungen, die Amtsberg über das Vorleben des Schriftstellers und Filmemachers Finn Ole Heinrich versprochen hatte, ein. Ganz gespannt harten die eng zusammengerückten Zuschauer auf Details aus den drei „Fs“: Familie, Freunde und Verliebte.
Amtsberg hatte wiederum seine familiäre Unterstützung aufgeboten: Bruder, Mutter und Cousin waren als ein Ein-Mann-Orchester, Mädchen für alles und Tontechniker vor Ort.
Dass auch Amtsberg auch des Formulierens mächtig ist, bewies er mit einer mehrseitigen informativen Faktenklärung. Mittels einer kleinen Fotoshow wurden die passenden Bildern zu Finns bisherigen Stationen in Henstedt-Ulzburg, Cuxhaven, Paris, Afrika und Hamburg geliefert.
Danach quetschten sich die eingeladenen Gäste aus Finns Vergangenheit mit aufs kuschelige, grüne Ledersofa. Zuerst sollte ein Freund aus Jugendtagen plaudern. Amtsberg hatte seine liebe Not mit dessen norddeutschen Direktheit, die seine hintergründig gemeinten Fragen launig ins Leere laufen ließ. Die Ex-Freundin lieferte dagegen eine interessantere Information, allerdings nicht über Finn: Das Vorgespräch zwischen ihr und dem Moderator war so harmonisch verlaufen, dass man diesen Kontakt seitdem weiter vertiefte. Der letzte Gast auf dem Sofa war eine friesische Frohnatur mit viel trockenem Humor: Finns Mutter.
Da die Veranstaltung unter dem Label „Literatur“ läuft, gab es auch eine Lesung aus dem neuen Buch von Heinrich: „Gestern war auch schon ein Tag“. Heinrich las von der Begegnung mit Martha in seiner klaren, sensiblen Sprache.
Amtsbergs Schlussworten kann man nur beipflichten, wenn auch aus anderen Gründen: Viele Bilder und Sätze werden von diesem denkwürdigen Abend in Erinnerung bleiben: Es werden weniger die angekündigten peinlichen Enthüllungen sein, sondern das Gefühl einen sympathischen, talentierten Schriftsteller getroffen zu haben. Lesungen können sonst leicht ein angestaubtes Ambiente entwickeln. Bei Amtsberg mit seiner Literatur-Show könnten sie sich zur Kultveranstalung entwickeln.
Der nächste Termin steht am 16. Februar, dann mit Jasmin Ramadan an.
Birgit Schmalmack vom 8.1.10
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