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Aufbrüche Nachdem Caligula (grandios: Thorsten Hierse) erkennen musste, dass jede Ordnung nur eine vorgebliche ist, sucht er nach dem Mond. Er will das Unmögliche wagen, um die grenzenlose Freiheit zu erfahren. Er bricht mit allen Regeln - auch mit denen, die er als zuvor junger, menschenfreundlicher Kaiser selbst mit aufgestellt hatte. Er spürt seine Macht erst in der Zerstörung, auch der Menschen, die ihm Freunde, Ergebene und Geliebte waren. Camus stellt in seinem Text über den römischen Caesaren die Frage der Absurdität des Lebens, die jede Moral in Frage stellt. Caligula und sein Hofstaat stehen in der K1 zu Beginn auf einer kleinen quadratischen Holzplatte. Kurze Zeit später befindet sich diese, ihre kleine, gemeinsame, aber sicher geglaubte Basis im Holzschredder. In Einzelteilchen wird sie als Holzspäne über den Bühnenboden verteilt. Caligula ist der extrem Suchende. Er schont dabei weder sich noch seine Mitmenschen. Alexander Riemenschneider geht in seiner Inszenierung konsequent aufs Äußerste. Sein Caligula wütet, spielt, weint, zittert, brüllt, drangsaliert und mordet. Philosophische Gespräche wechseln mit sadistischen Spielchen, Liebes- und Treuebekundungen mit Morddrohungen, logische Erklärungen mit von Gefühlen hochgepeitschten, spontanen Ideen. Der intellektuelle Staatsmann mutiert sekundenschnell zum wahnsinnig Verbohrten. Riemenschneider schickt die Zuschauer durch ein klar kalkuliertes Auf und Ab der Gefühle und macht diese Inszenierung zu einem geistigen und emotionalen Erlebnis.
Ein abstrakter weißer Wald auf einem weißen Laufsteg ist die Bühne für die zwei Prinzessinnen, die ihrer Erlösung durch einen Mann harren. Schneewittchen ist ein blondes junges Barbiepüppchen. In hautfarbenen Latexkleid mit Kunstpelzmantel stöckelt mit Dauergrinsen auf den weißen Laufsteg. Dörnröschen kommt in fließender Satinhose zu transparentem Oberteil daher. Beide (Hedi Kriegeskotte, Betty Freudenberg) harren hier auf ihren Erlöser. Sie reflektieren ihre Rolle, wehren sich gegen ihre Passivität und verharren dennoch im Abwarten. Kristina Ohmen lockt mit ihrem Viererteam aus dem Text auch die selbstironischen Momente geschickt aus. Jäger und Prinz (Martin Wolf, Stefan Schießleder) streiten um das Anrecht auf die Wahrheit, bzw. die letzte Wahrheit: den Tod. Sie fragen nach dem „Wer und wieso bin ich“. Wie viel von mir ist die äußere Fassade und gibt hinter der äußere Fassade noch etwas außer dem Nichts? Passend zu dieser Fixierung der Frauenrolle auf das Äußere spielen in dieser Inszenierung die Outfits, die kaum etwas verhüllen, eine große Rolle. Hier entblößen sich die Personen ohne dass sie sich entkleiden müssen. Eine optisch, schauspielerisch und inhaltliche gelungene Arbeit der Diplomantin Kristina Ohmen. Birgit Schmalmack vom 2.6.09
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Lange Nacht der Autoren09 Kollaboration
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