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Zauberberg Leben in Weckgläsern 1932 zeigt die Digitalanzeige. Hinter dem grauen Vorhang werden Schattenrisse sichtbar. Wie ein schwer zu analysierendes Röntgenbild erscheint das sich langsam verändernde Schwarz-Grau. Der Vorhang hebt sich und sechs Liegen mit in Decken gehüllten Menschen sind zu erkennen. Langsam dreht sich die Bühne und leise rieselt dazu der Kunstschnee. Erst nach langen 11 Minuten, als die Anzeige 1943 anzeigt, wird sich ein junger Mann aus seiner Liege erheben und einen Satz sagen, den er noch fünfmal im Laufe des Abends wiederholen wird: „Ein einfacher junger Mann reiste im Hochsommer von Hamburg seiner Vaterstadt nach Davos-Platz im Graubündischen. Er fuhr auf Besuch für drei Wochen.“ Dieser Satz ist direkt aus dem Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann entliehen, für den Stefan Bachmann und Carmen Wolfram eine Bühnenfassung für das Maxim-Gorki-Theater geschaffen haben. Wie die Begriffe von Zeit sich in den Höhenlagen des Berghofes verändern, erfährt nicht nur der junge Mann, Hans Castorp, sondern auch der Zuschauer. Regisseur Stefan Bachmann spielt mit den Mitteln der Wiederholung, der Dehnung, des Stillstands und der Variation um die Verständnis von Zeit und ihre Wahrnehmung zu verschieben. Castorp wird hineingesogen in den Lebensrhythmus der Krankheit. Wie Oysseus, der in das Schattenreich hinabgestiegen ist, so erklimmt er die Höhen zu den Heruntergekommenen. Castorp fühlt sich erinnert an die Weckgläser bei sich zu Hause in der Vorratskammer. Wie außerhalb der Zeit findet hier der Alltag mit der Krankheit statt. Marek Harloff spielt den Castorp jugendlich und unbedarft, der sich zu Beginn nochvöllig gesund wähnt, doch bald von einem seltsamen Fieber ergriffen fühlt. Anja Schneider ist eine Madame Chauchat, die eher frisch und freundlich statt verführerisch wirkt. Die zahlreichen philosophischen Diskussionen in dem Roman zeigt Bachmann nur in wenigen Ausschnitten, wenn er Settembrini (Ronald Kukulies) und Naphta (Miguel Abrantes Ostrowski) auf ihren Liegen ausgestreckt am vorderen Bühnenrand debattieren lässt. Die Läuterungsszene, in der das Hänschen zum Hans wird, findet im Schnee statt. Im Nachthemd, mit Schneeschuhen und rotem Schal wagt sich Castorp hinaus in die Natur. Hier begreift er, dass er das Leben ergreifen muss und dem Tod keinen Raum erräumen darf. Um ihn zu retten, kommen dazu Feen in weißen Kleidern auf die schneebedeckte Bühne. Eine von ihnen ist hochschwanger und schenkt Castorp unter lauten Schmerzensschreien sein neues Leben. Ein allzu deutliches und vordergründiges Bild, das kaum zur statischen, auf wenige Elemente konzentrierten Aufführung passte, die ansonsten das Gefühl der Abgeschiedenheit und Enthobenseins der Hektik im Flachland bestens nachempfinden ließ. Birgit Schmalmack vom 7.4.09
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