Auf dem Markt der Eitelkeiten

Die Hohepriesterin liegt auf ihrem Scherbenbett. Ihre riesigen Brüste ragen selbst im Liegen über sie hinaus. Sie erwacht aus ihrem Schönheitsschlaf und wird von ihren treu ergebenen Anhängern sogleich auf Händen getragen. Denn diese vier Tänzer tun alles, um in ihren Augen glänzen zu können. Sie wollen ganz hoch hinaus. Dafür sind sie bereit alles zu geben und in allem dem zu folgen, was die Hohepriesterin ihnen befiehlt. Sie treibt sie über ihr Headset in einer Mischung aus Dieter Bohlen, Tanzpädagogin, Choreographin und Esoterikberaterin zu immer neuen Übungen an. Die Tänzer geraten nicht nur sinnbildlich in Ekstase. Wie die Mutter Gottes lässt sich die Tanz-Priesterin in die Luft erheben und speist die mittlerweile nackten Tänzer aus ihren Brüsten. Die Milch erweist sich als Öl der Labung und dient gleichzeitig als Gleitmittel für die nächsten ekstatischen Übungen. In einer Technotempel aus Beats, Licht, Nebel und Blitzen schwinden die Sinne, bis sie von ihrer Schlangenbeschwörerin in den Staub der roten Erde gestoßen werden. Völlig verschmiert, verdreckt und verkrustet ist nicht mehr viel von der schönen Oberflächlichkeit ihres perfekten Stylings übrig geblieben.
Die Show von Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, die sich beide auf der Bühne mit den beiden anderen Tänzern im Öl und Schlamm wälzen, stellt die Frage nach den Einsatzmöglichkeiten des Körpers konsequent bis über Provokations- und Geschmacksgrenzen hinaus. Sie spielt mit den Fragen der Oberflächlichkeit, der Schönheit und des Erfolgs um jeden Preis. Dabei bedient sie sie ausgiebig, um sie nebenbei auch hinterfragen zu wollen. Den Kampf um die Aufmerksamkeit haben sie so ganz sicher gewonnen. Nackte Haut und Erotik geht immer.
Birgit Schmalmack vom 15.8.14