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| Messermord |
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Zur Kritik von
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Messermord, Kampnagel
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Verunsicherung pur „Stehen Sie auf! Haben Sie den Woyzeck gelesen? Was verstehen Sie unter Moral?“ Wie Pennäler im Frontalunterricht sitzen die Zuschauer auf harten Schulbänken und werden von einer gestrengen Lehrerin befragt. Noch beklemmender wird die Situation, als zwei in schwarz gekleidete Männer mit hartem Schritt zur Tür hereinkommen. Einem Mann nach dem nächsten Mann schleudern sie den Stuhl unterm Hintern weg. Dann endlich die erlösenden Worte: „Sie dürfen mit nach vorne kommen.“ Beruhigt nehmen die Zuschauer in den gewohnten Bühnenreihen der K2 Platz. Endlich sind sie erstmal wieder in der Rolle der Betrachter. Wenn auch nicht für lange.. Ein Holzverschlag mit einzelnen mannshohen Kammern, aus denen nur Köpfe herausragen, ist auf der Bühne zu sehen. Hier werden die Verbrecher ausgestellt und der Begutachtung preisgegeben. Einer nach dem anderen behauptet Woyzeck zu sein und erzählt dann aber nicht die Geschichte von Georg Büchner sondern seine eigene. Raub, Hehlerei, Dealerei, Betrug - das sind die Gründe, weshalb sie ins Gefängnis kamen. Alle haben ihre Strafen abgesessen und befinden sich in der Wiedereingliederung. Die Performance-Gruppe „God’s Entertainment“ hat sie für ihr Woyzeck-Projekt ausgesucht. Sie spielen geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer. Martialisches Auftreten macht die ständige Gewaltbereitschaft deutlich. Ihre tätowierten Körper stellen sie wie Kuriositäten für das Publikum aus. Gut verwahrt hinter einer Gitterwand posieren sie und bieten mutigen Zuschauern an, die Plätze mit ihnen zu tauschen. Wie in einem Zirkus bieten sie Dienstleistungen für je 1,20€ an. In Hamburg werden die angebotenen Massage, Stilberatungen und Schuhputzereien eifrig genutzt. Ohne Berührungsängste zeigt man sich großmütig und lässt sich für einen Spottpreis verwöhnen. Welcher Kitt diese Gesellschaft derweil zusammenhält, reiben die restlichen Performer den Zuschauern unter die Nase: Sie halten anderen ihnen an einer Angel Dollarscheine in die Zuschauerreihen und lassen sie danach haschen. Der Schluss der Bildercollage kommt unvermittelt und banal daher. Alle Performer werden in ein Polizeiauto verfrachtet und sollen weggekarrt werden. Einen unbeabsichtigten Witz beschert ein Zufall: Das Auto springt nicht an. Tatkräftig helfen die Hamburger Zuschauer beim Schieben mit. Der Beifall der Darsteller für das tatkräftige Hamburger Publikum ist fast größer als der der Zuschauer. Im Programmheft wurde angekündigte, dass das Wiener Ensemble „God’s Entertainment“ den Gründen der Entstehung von Gewalttaten und den Lebensgeschichten der Täter nachspüren wolle. Diesen Anspruch erfüllen sie nicht. Denn den Wienern geht es mehr um das unterhaltsame und verschreckende Aufbrechen der vierten Wand, damit sie den Zuschauer endlich einmal aus seiner vermeintlich sicheren, distanzierten und behaglichen Position des unbeteiligten Zuschauers reißen können. Um vom Unbeteiligten zum Opfer oder zum Täter zu werden bedarf es nur weniger Zufälle – das ist die Botschaft, die ihrem Projekt der grundlegenden Verunsicherung zugrunde liegt. Birgit Schmalmack vom 26.11.12
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We saw monsters Der Internationale Strafgerichtshof
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