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| Wir wissen und lieben nichts, Kammerspiele |
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Wir wissen und lieben nichts, Kammerspiele
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Aussitzen!
Sebastian ist in den Sitzstreik getreten. Wieder einmal soll er gegen seinen Will umgesiedelt werden. Seine Freundin Hannah hat alles perfekt organisiert. Sie hat einen Wohnungs-Tauschpartner in Zürich gefunden, wo sie ab Montag arbeiten muss. Denn während er lesend, forschend und schreibend in seinem Sessel sitzen bleibt, verdient seine Freundin ihren gemeinsamen Lebensunterhalt mit Zen-Kursen für Banker. Für ihn natürlich der Inbegriff der ideellen Vermarktung und des substanziellen Ausverkaufs ist. Auch den ganzen weiteren Ablauf ihres Lebens hat Hannah schon geplant. Mit einer Fruchtbarkeits-App will sie passgenau das geplante Kind zeugen, zur Welt bringen und zwei Wochen danach schon den nächsten Kurs geben. Nur Sebastian verweigert sich dieser Vorprogrammierung. Er bleibt einfach sitzen und treibt mit seinem diskutierenden Nichtstun Hannah zur Weißglut. Dann klingelt das Tauschpartner-Ehepaar. Auch sie scheinen so gar nicht zusammen zu passen, wie Sebastian sofort bemerkt. Er ist der karriereorientierte Macher. Er arbeitet mit an der Entwicklung von Satelliten, die ins Weltall geschossen werden können, um schließlich die gesamte Welt zu vernetzen. Er sorgt für die Kommunikation im Weltall, doch mit seiner Frau kann er nicht mehr reden. Sie ordnet sich ihm unter, doch sehnt sich insgeheim nach dem romantischen Aufbruch. Erst als er zu einem „gefeuertem König“ wird, greift sie zum Fluchtkoffer, den schon ihre Oma benutzte. Moritz Rinke hat ein rasantes Stück über die zeitgeistigen Erscheinungsformen der heutigen Paarbeziehung geschrieben. Es strotzt nur so vor gewitzten Formulierungen, humorvollen Seitenhieben und gesellschaftskritischen Anmerkungen. Dass der Text nicht auf die aktionsgeladenen Kapriolen mit Pistole und Gasflasche verzichtet, hielt der Autor wohl nötig, um es auch massentauglich zu gestalten. Dass dies gelingt, beweist Regisseurin Ulrike Maack mit ihren vier wunderbaren Schauspielern (Karoline Eichhorn, Stephan Kampwirth, Wanja Mues, Katharina Wackernagel), die es in den Kammerspielen auf den Punkt genau inszenieren. In dem leeren weißen Raum, in dem Sebastian seine Seele zu spüren glaubt, erschaffen sie einen prallen, spannenden, intelligenten und absurd-witzigen Abend. Birgit Schmalmack vom 13.1.15
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Zur Kritik von
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Unsere Frauen, Kammerspiele Chuzpe, Kammerspiele
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