Cirque NoNo

Cirque NoNo

Momente des Leben: Sentimental und leidenschaftlich

Nichts sei von Dauer. Das Leben sei ein fortwährender Prozess der Veränderung und Entwicklung. Die Dame, die thronend über allem schwebt und deren riesiger Rock zugleich der Bühnenvorhang ist, gibt philosophisch angehauchte Lebensweisheiten von sich, während die Zirkusfamilie unter ihr ihre Talente entfaltet. Sentimentale Melancholie wechselt mit komischer Übertreibung, altersmilde Neugier mit jugendlichem Übermut. Wenn auf dem kleinen Bühnenrund die ganze altersgemischte Zirkusfamilie aus Marseille durcheinander wirbelt, entfaltet sich ein Bild des respektvollen Nebeneinanders, der gegenseitigen Anregungen und der übervollen Vielseitigkeit des Lebens.
Da wird die gelenkige Trapezkünstlerin mit ebenso viel Applaus bedacht, wie die in die Jahre gekommene Truppe der Clowns, die eher den Bandscheibenvorfall fürchtet. Der junge Mann, der behände durch den sich drehenden Metallreifen springt und in ihm stehend seine Experimente vollführt, wird ebenso gewürdigt wie die alten Herren, die bei einem südamerikanischen Lied Kastagnetten und Hüften schwingend alten Leidenschaften nachträumen. Der Mann, der auf Schwimmflossen durch die Luft läuft, findet ebenso Aufmerksamkeit wie derjenige, der auf seinem BMX-Rad Kunststücke vollführt. Nervenkitzelnde Trapeztuchnummern stehen gleichberechtigt neben ruhigen Sentimentalitäten der alten Männer. Charmant unterhalten letztere die Gäste auch während der Pause mit kindlich neugierigen Besuchen an den Tischen.
Um nichts Außergewöhnliches geht es scheinbar beim Cirque NoNo; um das ganz normale Leben mit den vielen unterschiedlichen Talenten der vielseitig begabten Bühnenmenschen. Doch die können sich sehen lassen. Alle spielen ein Instrument, alle können selbst mit Holzschuhen steppen, alle singen und besitzen Bühnenpräsenz. Während es bei altgewohnten Zirkusshows darum geht, mit viel Trommelwirbel die Aufmerksamkeit zu steigern, glänzt die Cirque NoNo gerade mit der Beiläufigkeit ihrer Sensationen. Die gewollt poetischen Texte der thronenden Königin hätte diese Show nicht nötig gehabt; sie täuschten im Gegensatz zur Show ihr Mehr an Bedeutung meist nur vor.
Birgit Schmalmack vom 14.11.11




 

Theatre NoNo Foto: Cordula Treml

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