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Opera of Hope, Kampnagel

Abbildung: Opera of Hope, Lampnagel - Mable Preach

Eine Rettungs-Oper

Es geht um Wurzeln, um Verbindung und um Gemeinschaft. Das wird schon durch das Bühnenbild deutlich. Hinten ragt ein Stoffbaum mit langen Wurzelsträngen bis zur Bühnendecke, vorne sitzt eine Gruppe aus drei Menschen und die Frau unter ihnen trägt lange Zöpfe. Zum Schluss wird sich noch ein Geflecht aus Fäden in die Höhe bewegen und über allen schweben.
So geht es auch um Vergangenheit und Zukunft. Denn "es ist alles eine Geschichte von Verlust, von Hoffung, von Angst – und vielleicht von Mut", heißt es in "Opera of Hope". Die Hamburger Regisseurin Mable Preach erzählt in ihrem neusten Stück sowohl von der Flucht ihrer Familie 1981 aus Ghana nach dem erneuten Putsch von Jerry John Rawlings, ihrem Aufwachsen in einem Flüchtlingsheim in Hamburg wie von der kolonialen Unterdrückung und Ausbeutung von Schwarzen Menschen, deren Strukturen bis heute nachwirken. Und sie erzählt von der besonderen Unterdrückung von Schwarzen Frauen, denen nur wenig Rollenbilder zur Auswahl stehen. Die Frau mit den langen Zöpfen, Martha Samba, steuert in ihren Texten nicht nur diese Meta-Ebene bei. Der biographische Part dagegen wird von einer Fünfergruppe übernommen, die von der Flucht, der Kindheit und Jugend in Deutschland erzählt. Dazu gesellt sich ein "Choir of the the Uncivilized Voices", der zusammen mit dem String Archestra, das sich im Hintergrund der Bühne positioniert hat, die Gefühle in Worte und Töne bringt.
Doch eigentlich sind die Grenzen zwischen den Gruppen nicht abgegrenzt, denn alle auf der Bühne sprechen, singen und bewegen sich ständig. Sie performen ihre Texte in einer immerwährend miteinander sich verwebenden Choreographie.
So hat Preach keinesfalls eine klassische Oper in die K6 auf Kampnagel gebracht. Vielmehr ist es ein Mix aus Tanz, Schauspiel, Musik und Metatext geworden, der alle Ebenen ansprechen soll. Doch stets wenn die eingängige, harmonische Musik, die sich an Pop, Gospel und Soul bedient, zum Hineinfallen einladen könnte, bricht sie ab und die Wirklichkeit der Welt zwingt zum Nachdenken. Klischees und Vorurteile sollen das Miteinander nicht bestimmen, sondern die real erlebbare Individualität. So möchte Samba weder eine "Femme fatale" noch eine "Femme fragile" sein, sondern eine "Femme real".
Da bleibt noch viel zu tun, wenn sich nicht das Pilzgeflecht des Hasses, der Missgunst und der Trennung in unserer Gesellschaft ausbreiten soll, wie Samba anmerkt. Zum Schluss der Oper der Hoffnung stand der ganze Kampnagelsaal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, spontan zu Standing Ovations auf. Die Botschaft dürfte bei diesem Publikum angekommen sein. Ob in größeren Kreisen könnten die nächsten Wahlen zeigen.
Birgit Schmalmack vom 18.1.25

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