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Correctiv, Kampnagel

Abbildung: Correctiv - „Geheimplan gegen Deutschland“

Wie können wir die Demokratie vor dem Abgrund rett

Mit einem gemeinsamen Lied endet die Lecture Performance zur Recherche von Correctiv zum Geheimtreffen in Potsdam: "Bella Ciao". In der letzten Strophe heißt es dort: "Dies ist die Blume des Partisanen, o Bella Ciao, dies ist die Blume des Partisanen, der für die Freiheit starb." Eine Hymne auf den Widerstand steht also am Ende des Vortrags des Correctiv Journalisten und Aktivisten Jean Peters, in dem er Einblick in den Aufdeckungsprozess des „Geheimplans gegen Deutschland“ gewährt, dessen Erkenntnisse genau vor einem Jahr veröffentlicht wurden.

Er schildert in seiner bebilderter Lecture Performance, wie alles seinen Anfang nahm, wie er sich allmählich die ersten Informationen, die Zugänge, ein paar Mitstreiter, die Namen der Beteiligten und einige O-Töne der Teilnehmenden verschaffte, um nicht zu sagen erschlich. So mietete er sich undercover in dem Potsdamer Hotel als Gast ein. Unter einem vergessenen Link der Seite booking.com. Auch wenn er nicht zu den geladenen Tagungsmitgliedern gehört, konnte er so Teile der Vorträge erlauschen. So kam er zu einigen zitatwürdigen Aussagen, die vor genau einem Jahr die Wirkung erzielten, die sich Correctiv davon versprochen hatte. ZDF und ARD berichteten über den "Masterplan" der "Remigration", den AfD-Mitglieder und Neu-Rechte in Potsdam ausgeheckt hatten. In der Folge gingen Millionen Menschen in deutschen Städten auf die Straßen, um dagegen zu protestieren. Es waren die größten Massendemonstrationen in der Geschichte Deutschlands. Dass Jean Peters und seine Mitstreiter damit ein hohes Risiko eingingen, auch davon erzählt der Journalist in der K1. Drei Monate musste er untertauchen, auch danach erhielt er weiter Morddrohungen. Journalismus mit Wirkung, wie ihn sich Correctiv zum Ziel erklärt hat, lässt diejenigen, dessen Machenschaften aufgedeckt werden sollen, naturgemäß nicht kalt. Doch er regt leider nicht nur Diskussionen an, sondern versetzt einige in so große Wut, dass sie in Rachegelüste umschlägt.

Der Abend auf Kampnagel, den Correctiv mit Intendantin Amelie Deuflhardt zusammen auf die Beine stellt, soll daran erinnern, was es zu verteidigen gilt. Damit diese Demokratie auch mit Leben gefüllt wird, laden die Veranstalter nach dem Vortrag zu Gesprächen mit Getränken und Snacks an die langen Tische im Foyer ein. Wem die Lecture Performance von Peters noch nicht genügend Stoff dafür gegeben hat, bekommt durch drei Correctiv-Mitarbeiter:innen und ihre Impulsvorträge noch weitere Anregungen. Dass kurz zuvor in einigen Zeitungen kritische Berichte zu dem Jahrestag der Correctiv-Recherche erschienen waren, sorgt zusätzlich für Diskussionsbedarf. Welcher Mittel darf sich kritischer investigativer Journalismus bedienen, um für Hinterfragung und Aufdeckung zu sorgen? Auch das wird an den Tischen eifrig diskutiert. So wird das Kampnagel-Foyer zu einem Diskurs-Salon, der zur Begegnung und Auseinandersetzung anregt. Wenn das nicht ein Grund zum anschließenden Feiern ist! Danach dürfen alle, die noch Lust haben, im Migrantpolitan ins Casino gehen oder in der K1 zu DJs-Sets tanzen.

Birgit Schmalmack vom15.1.25

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