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Wie geht es der cie. toula limnaios u. der HALLE?



Die cie. toula limnaios hat vorgesorgt. Ralf R. Ollertz, der mit der Choreographin Toula Limnaios die cie. toula limnaios seit 24 Jahren leitet, wirkt am großen Tisch in der hellen Büroetage im ersten Stock des Hofgebäudes recht entspannt, wenn er berichtet, wie es ihnen zurzeit geht. Selbst für eine Situation wie den Shutdown sei die cie. toula limnaios gut gerüstet. Alle 18 Mitarbeiter*innen sind fest angestellt und damit sozial abgesichert. Für 10 von ihnen haben sie Kurzarbeit beantragt und ihr Gehalt auf 100% aufgestockt. Diese Absicherung einer Compagnie ist einzigartig in ganz Deutschland. Doch Ollertz und Limnaios wussten von Beginn an: Ihre Tänzer*innen sollten auch bei Unfall und Krankheit abgesichert sein.

Aber auch für sie kam der Shutdown völlig überraschend. Am 12.3. mussten sie zwei Stunden vor Aufführungsbeginn eine Premiere absagen. Danach sind sie aus Sorge um die Gesundheit aller erstmal zwei Wochen in Quarantäne gegangen. Doch schon Ende März haben sie sich dafür entscheiden, ihre Arbeit fortzusetzen und zwar in Einzelproben. Nur die Tänzer*in und die Choreographin. Niemand sollte in ein psychologisches Loch fallen. So entstanden sechs Solos und ein Duett. Letzteres wurde möglich, weil die beiden Tänzer in einem Haushalt leben.

Ein ausgewähltes Streaming-Programm ging ab dem 27.3. online. Ein äußerst erfolgreiches. Bis zum heutigen Tage erreichten sie insgesamt 101.000 Zuschauer*innen und erhielten begeisterte Reaktionen aus aller Welt. Daher werden sie dieses Angebot aus hochwertig produzierten Tanzfilmen, Making Ofs und Dokumentationen weiter beibehalten, um noch mehr Menschen mit ihrer Arbeit erreichen zu können.

Ab dem 13.8. geht es nun wieder mit den Aufführungen los. „meantime" wird ein getanzter Parcour mit Bespielungen aller Stationen des Halle-Terrains werden. In diesen Miniaturen werden die Persönlichkeiten der Tänzer*innen zu erleben sein. Im Oktober folgt die Premiere von „tell me a better story", in der die erarbeiteten Solo- und Duostücke gezeigt werden. Und einige Repertoirestücke erwiesen sich beim genaueren Hinsehen tatsächlich als Corona-Regel-tauglich. So haben sie bis Dezember genügend zu zeigen.

Ollertz ist überzeugt, dass die Pandemie uns noch lange begleiten wird. Deshalb haben sie in eine neue Belüftungsanlage investiert. Diese filtert und desinfiziert nun 88% der Aerosole heraus und reduziert damit die Belastung für die Zuschauer*innen und Tänzer*innen entscheidend.

Ollertz weiß, dass die Freie Szene sehr hart unter der Corona-Krise leidet. Dazu trage auch deren Abhängigkeit von Projektförderungsgeldern bei. Sie selbst hätten sich nie in dieser Illusion hingeben können. Erst nach 8 Jahren Arbeit in Berlin erhielten sie eine erste Basisförderung und endlich seit 2014 eine institutionelle Förderung des Landes Berlin.

Genau in diesem Zeitraum eröffnete sich auch eine weitere Chance, die sie ergriffen: Die Stiftung Edith Maryon hat das Gelände plus Gebäude gekauft und stellt es seitdem der cie. toula limnaios in einem langfristigen Mietvertrag, der gerade um weitere 25 Jahre verlängert wurde, zur Verfügung. So wissen sie, dass ihnen die grüne Oase im Hinterhof auch langfristig erhalten bleiben wird und können weit in die Zukunft blicken. Eigentlich sollte ihre „Utopia"-Vision schon in diesem Sommer starten: ein europäisches Ensemble-Netzwerk mit Compagnien aus Spanien, Italien, Finnland und Frankreich, das wechselseitige Gastspiele ermöglicht. Dazu brauchen sie allerdings langfristig einen zweiten Bühnenraum, so dass gleichzeitig aufgeführt und geprobt werden kann. Die Baupläne liegen schon in der Schublade.

Es geht also weiter mit der cie. toula limnaios und der HALLE. Noch viele spannende Arbeiten werden hier erlebt werden können.

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