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Allgemein:
Bernarda Albas Haus, Schauspielhaus
Slow burn, Hamburg Ballett
Finale Furioso, Monsun
Spiegelneuronen, Kampnagel
KEIN SCHÖNER SCHLAND, Hf MT
IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT
Eigengrau, Sprechwerk
Der alte Mann und ein Meer, HfMT
Zu Schad, Tonali
A PLACE CALLED HOME, Kampnagel
Ocean cage, Kampnagel
Der eigene Tod, DSH
Gesetze schreddern, Malersaal
Wie geht es dem English Theatre Berlin | International Performing Arts Center (ETB | IPAC)?
Daniel Brunet hat einen guten Überblick über die Situation der Berliner Freien Szene. Er ist nicht nur produzierender künstlerischer Leiter des (ETB|IPAC), Produzent, Regisseur und Darsteller sondern auch kooptiertes Mitglied im Vorstand des LAFT (Landesverband freie darstellende Künste Berlin e.V.) und Sprecher für die darstellende Künste innerhalb des Sprecher*innen-Kreises der Koalition der Freien Szene. Er kennt die derzeitigen Schwierigkeiten also aus allen Perspektiven.
Für sein eigenes Haus sieht es folgendermaßen aus: Das ETB|IPAC bekommt eine Basisförderung von 150.000 € von der Stadt. Zum Glück war die Förderung durch die Stadt in 2019 für 2020 und 2021 bewilligt worden. Das muss für die Miete, die Betriebskosten und die Entlohnung aller Mitarbeiter*innen reichen. Alle am ETB|IPAC Beschäftigten sind Freiberufler. Die Förderungssumme beinhaltet keinen Produktionsetat und entspricht auch nur einem Drittel der ursprünglich beantragten Summe. Für die einzelnen Produktionen am ETB|IPAC müssen einzelne Projektförderungsanträge gestellt werden.
Sollte die Situation eintreten, dass die Gelder knapp werden, hat das Leitungsteam beschlossen, zuerst an ihrer Entlohnung zu sparen. Etwas hilft, dass das ETB|IPAC sich die Räumlichkeiten mit dem Theater Thikwa teilt. So ist eine Teilung der Kosten möglich, da auch das Theater Thikwa gefördert wird, und zwar durch eine vierjährige Konzeptförderung mit ein Etat von 500.000 € im Jahr.
Die Zusammenarbeit mit dem Senat beschreibt Brunet als produktiv, nicht nur im Hinblick auf den durch Corona entstandenen Einnahmenwegbruch. Das Verständnis des Kultursenats für die Freie Szene sei sehr groß, aber die zur Verfügung stehenden Gelder reichen immer noch nicht alle freiberuflichen Künstler*innen und Kulturschaffenden aus dem Prekarität zu bringen. Die Stadt richtete gleich im März ein Hilfsprogramm ein, das als Soforthilfe für Soloselbständige zur Verfügung stand, inklusive freischaffenden Künstler*innen und Kulturschaffenden. Leider reichte das Geld nur für fünf Tage, dann wurde es ersetzt durch ein viel strengeres Programm des Bundes. Das Soforthilfe II Programm des Bundes erkennt nur Betriebskosten, etwas Gewerbemiete oder Leasingaufwendung für Firmenautos, an, aber keine Lebenshaltungskosten wie das Landesprogramm.
Zusätzlich konnten bereits bewilligte Projektförderungsanträge, die bei der Stadt für geplante Projekte beantragt worden waren, unbürokratisch auf neue Corona taugliche Formate umgewidmet werden und mit nur einer Ausnahme sind alle Förderprogramme auch für 2021 ausgeschrieben worden.
Für den Herbst nach dem Shutdown sieht Brunet dennoch weitere Schwierigkeiten auf sich zukommen. Alle staatlich geförderten Institutionen müssen sich im Gegensatz zu privatwirtschaftlich betriebenen Restaurants und Bars einem strikten Hygienekonzept unterwerfen, das durch Betriebsärzt*innen genehmigt werden muss. Für das ETB|IPAC und Theater Thikwa bedeutet das, dass nur 35-40 Zuschauer*innen, kein Barbetrieb und stark eingeschränkte Probenbedingungen erlaubt sind. Brunet arbeitet zusammen mit einem Team aus beiden Einrichtungen unter Hochdruck an einem Konzept für die Spielstätte. Aber er weiß schon jetzt: Wir werden das Jahr mit einem großen Einnahmenminus abschließen.
Brunet hofft jetzt für die Künstler*innen Berlins, die durch alle Raster gefallen sind, auch auf eine Unterstützung durch den Ertrag des Festivals "Niemand kommt", das er zusammen mit neun weiteren Kolleg*innen organisiert. Zwar seien nicht die 444.444 € wie beim Hamburger Festival zu erwarten, aber immerhin hätte sich seit der Pressekonferenz von vor zwei Wochen die Summe der verkauften Tickets um das Dreifache erhöht. Bis jetzt sind über 1.000 Karten verkauft und der Nachfrage ist so rege geworden, dass sich die Organisator*innen entschieden haben, den Stichtag bis zum 31. Juli zu verschieben. Das Ziel ist, Hilfspakete in Höhe von 1.000 EUR an freiberufliche Künstler*innen und Kulturschaffende in Existenznot zu verteilen. Noch besteht das 31. Juli 2020 die Gelegenheit die Summe weiter zu erhöhen und eine Karten für das (Nicht) Festival des Sommers zu erwerben: https://niemandkommt.de/.
https://niemandkommt.de/.
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