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Allgemein:
Spiegelneuronen, Kampnagel
KEIN SCHÖNER SCHLAND, Hf MT
IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT
Eigengrau, Sprechwerk
Der alte Mann und ein Meer, HfMT
Zu Schad, Tonali
A PLACE CALLED HOME, Kampnagel
Ocean cage, Kampnagel
Der eigene Tod, DSH
Gesetze schreddern, Malersaal
Chinesische Kolonialstaaten
Der große Knall ist erfolgt, die EU aufgelöst, China hat mit seinem Geld die europäischen Länder als Kolonien aufgekauft und zig Tausende Deutsche müssen sich als Gastarbeiter im Reich der Mitte verdingen, um ihre Familie zu ernähren. Nun schuften sie am Fließband der Glückskeksproduktion. Doch ihr Glück haben sie hier nicht gemacht. Zu schwer fällt ihnen die Integration ins Land, wo es weder Bier noch Schwarzbrot gibt. Nach außen geben sie sich angepasst, doch innen nagt das Heimweh. Als Ma und Li, die nebeneinander am Fließband schuften, plötzlich erkennen, dass sie beide aus Deutschland kommen, schafft das eine erste Verbindung, die doch bald zur tödlichen Gefahr wird. Erst als sie erkennen, dass auch ihre perfekt assimilierte Chefin Ai (Nini Stadlmann) und Oberaufseher Hung (Dejan Brkic) ursprünglich aus dem Land der "Butterschweine" stammen, können ihre Fluchtpläne in die Heimat Wirklichkeit werden.
Der Texter Kriss Rudolph versetzt die Operette Offenbachs kurzerhand vom Kaiserhof Ende des 19. in eine chinesische Fabrik in nicht die mehr allzu ferne Zukunft des 21. Jahrhunderts. Aus den emigrierten Franzosen macht er deutsche Gastarbeiter. Unter der Regie von Gustav Rueb läuft das Fließband genau zwischen den Zuschauerreihen und spuckt die Pappkartons mit den Glückskeksen am laufenden Meter aus. Im silbernen Drachenkopf trohnt der Musiker Andrew Hannan an seinem Keyboard über allem.
Die ganz persönliche Atmosphäre ist in dem kleinen Seitenflügels des Studios in der Neuköllner Oper Programm. Kleine Servicedienstleistungen gibt’s inklusive. Rote China-Fächer liegen bereit. Das Bier, das Ma (Nikolas Heiber) sich so wünschte, darf ein Zuschauer austrinken, die Gummibärchen, die Li (Alexandra Schmidt) sich herbeisehnte, gehen durch die Reihen und bei der kleinen Bandchoreographie dürfen alle im Publikum mitschwenken.
Beginnt der Abend sehr gewollt witzig mit Pseudo-Chinesisch-Kauderwelsch wie „Mitsubishi Shing-Shang-Shong Dalai Lama“, so gewinnt er im weiteren Verlauf immer mehr inhaltliche Substanz, die den Reiz von möglicher Wirklichkeit nicht entbehrt. Könnte die Rettungsschirme tatsächlich versagen und die EU bankrott gehen? Die sympathischen Darsteller sind nicht nur sangeskräftig sondern auch ausdrucksstark. Den Neuköllnern ist mit ihrer kleinen Sommeroperette wieder ein unterhaltsames Stück gelungen, das es schafft, zugleich zum Nachsinnen über gern gepflegte Überlegenheitsgefühle anzuregen.
Birgit Schmalmack vom 23.7.12
Abbildung: Aufstand der Glückskekse - in der Neuköllner Oper (Foto von Lena Kern)
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