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The Day before..., Schaubühne

Zur Kritik von

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Berliner Zeitung

The day before the last day

Unity, before too late!

Niels (Bormann) hat eine Mission zu erfüllen: Er soll die Menschen von ihrer Gleichheit und Einigkeit überzeugen. Denn die Zeit wird knapp, eine Katastrophe steht kurz bevor. Auch der eingeladene jüdische Futurologe rechnet mit einem Ausbruch um 2018 bis 2020. Doch Niels hat viele Hindernisse zu überwinden. Die religiösen Eiferer sind auf allen Seiten unterwegs, um auf Seelenfang zu gehen. Sogar unterm Publikum der Schaubühne versuchen sie Werbung für die passende zeitgemäße Religion zu machen. Sind sie bereit auf Schinken zu verzichten? Könnten Sie einen kleinen Teil ihres Körpers entbehren? Behalten Sie sich das Recht auf eine Abtreibung vor? So interviewen sie die Zuschauer, um nach einer Kurzauswertung die jeweils passende Religion zu ermitteln. Die golden card der Katholiken lockt mit dem Slogan „Pope and more“, der MinMax-Flyer der Protestanten mit der Patchwork-Religion ohne große Hindernisse, der Judaismus mit einem Exclusivangebot der 681 Gebote, der Islam verzichtet auf die Werbung wegen eines möglichen Terroraktes.
Auf youtube werden ganz im Stile der neuen Zeit Blogs der jeweiligen Anhängerschar veröffentlicht. Möglicher Rassismus der Juden wird hier als eine Frage des Überlebenskampfes einer Minderheit erklärt, die Toleranz einer toleranten Kita im Prenzlauer Berg zum antichristlichen Teufelszeug und das Tragen des Hibab zur Verweigerung des Modediktats durch H&M.
Jeder bekommt wieder einmal sein Fett weg in der Nachfolge-Produktion der „Dritten Generation“ der israelischen Regisseurin Yael Ronen. Doch sie erreicht im zweiten Projekt nicht die Dichte und Frechheit der ersten. Wo damals in jeder derben Übertreibung der offensiven Provokation gern verdeckte Wahrheiten enttarnt wurde, werden jetzt nur Allgemeinplätze auf die Spitze getrieben und Slapstick und Theatralik muss über manche Länge hinweghelfen. Von der früheren Aufdeckerlust der persönlichen Klischees jedes einzelnen berichten in dieser Inszenierung leider nur noch die eingespielten Skype-Telefonate mit den Eltern der Schauspieler aus Israel und Palästina. Gerade die Offenlegung der vermeintlichen Privatheit der Darsteller hatte jedoch den Charme und die Überzeugungskraft ausgemacht und die Auseinandersetzung mit den eigenen Klischees angeregt. Bei dem äußerste aktuellen Themenkomplex der Clash der Religionen wich Ronen aber leider von diesem Spiel mit den persönlichen Vorstellungen ab und machte dadurch eine sich zurücklehnende Distanzierung zu einfach.
Birgit Schmalmack vom 9.4.12

Abbildung: Niels Bormann in "The day before the last day" - Foto: Heiko Schäfer

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