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Der Mantel. Die Nase. Der Wahnsinn., Monsun

Der Mantel. Die Nase. Der Wahnsinn., Monsun


Ausbruch aus dem Wahnsinn





Die kleine Eisenbahn rattert im Kreis herum. Nur mit langer Winterunterwäsche bekleidet liegen zwei Männer inmitten des abgeschlossenen Runds. Beide trauen sich nicht mehr aus dem Haus. Der eine hat seinen Mantel verloren, der andere seine Nase. Das hat Akakijewitsch und Kowaljow zu einer Schicksalsgemeinschaft werden lassen. Nun streiten sie darum, wem von beiden das größere Leid angesichts ihres jeweiligen Verlustes widerfahren wäre. Sie erzählen sich von ihren früheren Erfolgen, die aber schon länger der Vergangenheit anzugehören scheinen. Dennoch träumen sie von einer besseren Zukunft und versuchen sich inzwischen gegenseitig eine Ordnung in ihrem zerfasernden Leben zu geben. Da helfen die vor ihrer Wohnung vorbeischnaufenden Züge. Die Nummern und Uhrzeiten füllen den schwarzen Fußboden im Laufe des Abends. Als der eine seine Nase wieder findet, bleibt der andere alleine im Kreis zurück. Nun hat der Wahnsinn freie Fahrt. Erst hört Poprischtschin Hunde sprechen, dann glaubt er, er sei der spanische König und seine Krönung stünde kurz bevor.

Wer von den beiden zum Schluss freier ist, muss jeder im Publikum des Monsuntheaters selbst entscheiden. Ganz leicht fällt aber folgende Entscheidung: Wie elegant Regisseur Clemens Mädge in seiner Inszenierung die drei Texte von Gogol "Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen", "Die Nase" und "Der Mantel" zu einem Gesamtwerk zusammengeführt hat und ohne merkliche Brüche ineinander geschnitten hat, ist faszinierend. Und wie sich die beiden Schauspieler Sven Fricke und Stefan Schießleder darin in ihrem perfekten Zusammenspiel die Gedankenbälle hin- und herwerfen, ist überaus sehenswert.

Birgit Schmalmack vom 5.2.10

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