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Glaube

Glaube, Liebe, Hoffnung

Geschminkt in den Tod
Wie ein schmales Häufchen Elend steht sie da in ihrem Regenmantel. Dennoch reckt sie ihren Kopf trotzig in die Luft, holt den Schminkspiegel heraus und zieht ihr Lippenrot nach. „Auch ich muss doch einmal Glück haben“, versucht sie sich Mut zu zu reden. Doch der Ort, an dem sie sich befindet, verspricht alles andere als Glück. In eine Leichenhalle ist sie gegangen. Verkaufen will sie ihren Körper der Wissenschaft, um mit dem Geld ihre Schulden bezahlen zu können. Doch der dortige Präparator teilt ihr klipp und klar seine Meinung mit: „Gehen Sie lieber gleich ins Wasser!“ Letztendlich wird sie seinem Rat folgen - und auch vor diesem Schritt nicht versäumen sich ihre Lippen nachzuziehen.
Regisseurin Saskia Junggeburth (Mitinitiatorin der „Elfen im Park“) zeigte mit ihrer Bearbeitung von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ des Österreichers Ödön von Harvath, dass sie und ihr Ensemble nicht nur etwas von der leichten Muße verstehen. In der Hamburger Botschaft erzählen sie eine höchst aktuelle Geschichte. Sie handelt von einer Verliererin der Gesellschaft, die sich weigert den Glauben daran zu verlieren, dass sie sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen kann. Als sie damit erfolglos bleibt, setzt sie auf die Liebe, um endlich jemanden zu finden, der sich für sie „zuständig“ fühlt. Am Schluss muss sie sich geschlagen geben: Alle Hoffnung hat sie verloren und setzt ihrem Leben ein Ende.
Marion Gretchen Schmitz spielt diese Frau mit genau dem richtigen Maß an verbissenem Ernst, schüchternem Duckmäusertum und keckem Trotz. Oliver Franck ist der schmucke Schupo, der ihr durch eine Heirat zur gewünschten bürgerlichen Existenz verhelfen soll. Stoisch verdrückt er seine Frühstückseier eines nach dem anderen, die er mit dem Salztöpfchen ordentlich in der Tupperdose verstaut hat. Alles muss eben seine Ordnung haben. Alle weiteren Figuren mischen sich nur per Bildschirm in Elisabeths Leben ein. Eine geniale Idee, um einerseits die Personenvielfalt nicht zu beschneiden aber andererseits den Personalaufwand pro Vorstellungsabend nicht zu groß zu gestalten. Doch auch inhaltlich ist sie folgerichtig. Sind doch diese Personen, die als Chefin, Arzt, Richter, Kommissar über Elisabeths Leben bestimmen, doch für sie nicht greifbar aber stets präsent.
Ein sehr interessanter Theaterabend, der zeigte wie lebendig und ideenreich die freie Theaterszene in Hamburg ist.
Birgit Schmalmack vom 28.4.06

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