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Spiegelneuronen, Kampnagel
KEIN SCHÖNER SCHLAND, Hf MT
IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT
Eigengrau, Sprechwerk
Der alte Mann und ein Meer, HfMT
Zu Schad, Tonali
A PLACE CALLED HOME, Kampnagel
Ocean cage, Kampnagel
Der eigene Tod, DSH
Gesetze schreddern, Malersaal
Freischwimmer
Ganz unterschiedliche Stile waren auf dem diesjährigen Festival auf Kampnagel zu sehen. Verschiedene Arbeitsansätze verfolgten die sechs Regieteams, die nach Hamburg eingeladen wurden. Dennoch fielen einige Gemeinsamkeiten ins Auge.
Beeindruckend waren die beiden letzten Stücke der Woche. Kerstin Lenhardt und Michael Böhler schafften es aus dem Text von Felicia Zeller „Bier für Frauen“ eine vergnügliche Lauschaktion im Gymnastikraum bei dem Gespräch zwischen zwei Frauen und einem schwulen Mann zu machen. Die Sätze, die Zeller bei biertrinkenden Frauen aufgeschnappt hatte, wurden hier zu melancholiegeschwängerten Äußerungen einer Generation von jungen Menschen, denen die Arbeit am eigenen Körper zu einem Lebenszweck geworden ist. Eine sehr schlüssige Interpretation des Regieteams aus Berlin.
Ebenso interessant war der Umgang von Anna Malunat mit dem Stoff von Orpheus und Eurydike. Sie nahm ihn zum Anlass, in „Ich habe dich immer nur geliebt“ den Formen des Verliebtseins und den Stadien von Beziehungen nachzugehen. Sie nimmt dabei die Sicht der Frauen ein, um den Grad der Abhängigkeiten zu ergründen. Dafür stellt sie einen Mann und eine Frau auf die Bühne zwischen die vielen aufgehängten Kleidungsstücke. Die Schauspielerin Eva-Maria Damasko schlüpft mit blitzschneller Verwandlungsgabe in die möglichen Versionen ihrer selbst. Der Mann bleibt nur Voyeur: Er filmt die bereitwillig sich öffnende Frau und trägt die Kamera wie einen Schutzpanzer gegen möglichen, intensiven Kontakt.
Interessant waren auch die Stücke drei und vier. Mit höchstem intellektuellen Anspruch wurden in „Wonderland“ von Melanie Mohren und Bernhard Herbordt verschachtelte mögliche Welten aufgezeigt. Geschichten rein im Konjunktiv wurden erzählt. Ließ sich der Zuschauer darauf ein, kam kurz darauf die Enthüllung: Die Personen waren rein fiktiv. Das Regieteam aus Zürich und Hamburg verlangte von seinen Zuschauern einiges: Ihr Stück erwies sich als eine Herausforderung an die geistige Fähigkeit zum Übereinanderstapeln von Metaebenen.
Ganz anders erörterten Martin Clausen aus Berlin mit Angela Schubot und Peter Trabner die Möglichkeiten, die das Leben bietet. In „Kann man können wollen“ widmen sie sich der Frage, wie der Mensch plant, Entscheidungen und umsetzt. Mit wenig Mitteln, wenig Text, dafür mit viel Ausdruckstärke schaffen die Drei es, mit viel Humor und Selbstironie Geschichten zu erzählen, die einem bekannt vorkommen. Die Nähe zum Straßentheater und zur Performance waren unverkennbar.
Alle diese Stücke beschäftigten sich mit dem in dieser Welt noch Möglichen. Sind konkrete Lebensentwürfe noch denkbar, wo doch alle Freiheiten scheinbar zum Greifen nah sind und die Chancen sie zu erhaschen doch so gering sind? Ganz passend sind beim diesjährigen Festival Inszenierungen herausgekommen, die keine durchgängigen Geschichten erzählen. Sie zeigen bewusst Stückwerk, aus dem sich nur vielleicht ein Leben zusammen stellen lassen könnte. Doch wer weiß, eventuell begegnet einem hinter der nächsten Ecke schon eine viel bessere Chance?
Birgit Schmalmack vom 15.5.06
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