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Die Welt ist aus den Fugen geraten

Die Welt ist aus den Fugen geraten
Bevor sich der Bühnenvorhang und Simone Young den Taktstock erhoben haben, blickt ein Auge den Zuschauer offen an. Als die Musik von Benjamin Britten zu „!A Midsummer Nights Dream“ erklingt, schließt es sich. Der Traum kann beginnen. In ihm ist die bürgerliche Ordnung aufgehoben. Seine Versatzstücke, Tische, Stühle, Schränke und Geschirr fliegen durch den Raum statt ordentlich auf dem Boden aufgereiht zu stehen. Nun ist alles möglich. Sofern es der Herrscher dieses Zwischenreiches, Oberon (Alexander Plust) zulässt. Denn er hält die Fäden der Geschicke der zwei verirrten Liebespaare (Jesus Garcia, Nimon Ford, Marina Cusi, Miriam Gordon-Stewart) fest in der Hand. Durch seinen Gehilfen Puck (großartig: Simon Trinder) ordnet er das Leben und Lieben der Vier nach einigen Verirrungen zur voller Zufriedenheit aller neu. Auch der in viele Scherben zerborstene Spiegel fügt sich wieder zu einem Ganzen zusammen. Auf der rückwärtigen Projektionswand wird er zum Auge, das sich langsam öffnet.
Der Neuseeländer Simon Philips hat ein verspieltes Traumland auf die Bühne der Hamburger Staatsoper gezaubert, das mit seinen vielen Ideen, technischen Tricks und humorvollen Akzenten das Publikum zu lautstarkem Applaus veranlasste. Die Handwerkertruppe, die zu Schluss noch in lustiger Verkleidung mit ihren übergroßen Ohren und Füßen das Shakespearesche Spiel im Spiel zum Besten gab, sorgte für zusätzliche Erheiterung. Philips schafft es aus den vielseitigen Anteilen, die in dem Shakespeare-Stück zu finden sind, einen anspruchsvollen Abend zu gestalten. Er spart weder mit erotischen Andeutungen noch mit witzigen Randbemerkungen. Das Bühnenbild (Es Devlin) bietet auch für den weniger musikbegeisterten Zuschauer viel zu entdecken und zu bestaunen. Da gibt es schwebende Betten, fliegende Chorknaben, fahrende Schränke, rollende Sessel und etliche Drahtseilakte. Philips zeigt dem Publikum, was an Technik auf ihrer Hamburger Bühne möglich ist. Doch nie wird es zur bloßen technischen Spielerei sondern ist vor allen Dingen mit einer klar verständlichen Aussage verknüpft. Das ist Musiktheater, das auf anspruchsvolle Weise zu unterhalten versteht.

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