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Hannelore Strack-Sieberknecht (Laura Uhlig) ist wild entschlossen: Sie will etwas verändern. Das war schon damals in ihrer WG-Küche klar. Doch während ihr früherer WG-Genosse Gisbert Wolf zu einem Naturforscher und Aktivisten geworden ist, ist sie dafür in die Politik gegangen. Doch wie das Umfeld den Menschen zu verändern vermag, kann nun an den Beiden beobachtet werden. Während Gisbert zwei Jahre in einer Pinguin-Kolonie lebte und der von allen so verehrte "Natur" wirklich nahe kam, gebraucht "Hanne", wie er sie immer noch nennt, die Natur nur noch als Ticket, um ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen. Auch wenn sie natürlich permanent das Gegenteil behauptet. So hat sie zusammen mit ihrer PR-Abteilung eine illustere Runde für ihre Kreuzfahrtexpedition auf die Penguin-Island eingeladen, um ein Schutzreservat für die letzte noch verbliebene große Kolonie der Pinguine einzuweihen.
Von allen und für alle Wählerschichten ist auf der Kreuzfahrt etwas dabei. Das junge Influencer-Paar Steffi und Konstantin (Linda Stockfleth, Vincent Lang), das durchschnittliche in die Jahre gekommene Ehepaar Ines und Rüdiger Strunz (Verena Peters, Peter Kaempfe), der norddeutsche Schlagerstar Momme Petersen (Erkki Hopf) mit seinem Manager und der Aktivist (Anton Pleva) treffen in dem eng umschlossenen Rahmen der VIP-Lounge aufeinander und haben sich eigentlich nichts zu sagen.
Schnell stellt sich heraus, dass sich außer Gisbert niemand für die Pinguine interessiert, sondern alle nur aus Eigeninteressen mitgekommen sind. Alle sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Autor Sönke Andresen entlarvt die Protagonisten, für deren Verhaltensweisen einem sofort reale Vorbilder einfallen dürften, sehr gekonnt. Das ist natürlich eine wunderbare Vorlage für die Zeichnung der auf der Bühne ausgestellten Charaktere, die das Ensemble unter der Regie von Murat Yeginer dieses Mal auch weidlich ausnutzt. Ein paar weniger große Gesten hätten dem Spaß sicher keinen Abbruch und der Thematik des Stückes nicht geschadet. Dennoch: Das Publikum war sichtlich und hörbar begeistert. Auch die Mischung aus Hoch- und Plattdeutsch schmälerte dieses offensichtliche Vergnügen nicht. Denn bei dieser Inszenierung wurden die beiden Sprachen ständig gewechselt. Die beiden jungen Youtuber sprachen logischerweise durchgehend Hochdeutsch. Momme Petersen blieb beim Platt, aber alle anderen switchten mehrmals. Selbst Hannelore konnte Platt reden, wenn sie sich an alte Zeiten erinnerte und Verbundenheit zu dem älteren norddeutschen Wahlvolk herstellen wollte. Den Altersdurchschnitt des Publikums hat diese Strategie des Intendanten Michael Lang bisher noch nicht verändert. Aber mal sehen, wie die stetige Zukunftsentwicklung am Ohnsorgtheater weitergeht. Da kann ein Thema wie die Klimakatastrophe im Programm mit einer vergnüglichen Umsetzung sicher nicht schaden.
Birgit Schmalmack vom 29.1.24
Abbildung: Der letzte Pinguin, Ohnsorgtheater - Oliver Fantitsch