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Eine Gruppe von kleinen Kindern in einer geheimnisvollen tropischen Welt voller Grün, Wasser, Nebel, Erde und Matsch. Ohne Erwachsene. Ganz auf sich allein gestellt scheinen sie. Keine Sorgenden, Aufpassenden und Kümmernden in Sicht. Wo sind die Kinder gelandet? Wie sind sie hierhin gekommen? Wer sorgt für sie? Alle diese Fragen bleiben offen.
Denn die Menschen, die eigentlich für sie Sorge tragen sollten, arbeiten sich derweil und von ihnen getrennt an ihren eigenen Fragestellungen ab. Sollten sie doch eigentlich Verantwortung für den Zustand der Welt übernehmen, den sie den jüngeren überlassen werden. Doch damit sind sie komplett überfordert. Bist du ok? Sorgst du dich wirklich? Wie lange noch? So fragen sie sich immer wieder. Bist du tatsächlich mit dir im Reinen? Setzt du bei der Sorge für deine Kinder die richtigen Ziele? Wie lange noch kann es so weiter gehen, mit dem Buchen der nächsten Flugreise, mit dem Essen von Fleisch, mit den lieb gewordenen Annehmlichkeiten des Konsums, mit dem Komfort eines individuell genutzten Autos? Doch wo ist die schnell umzusetzende Alternative, gerade wenn der Alltag zwischen Familie, Kindern, Partner und Beruf keine Zeit mehr für Aktivismus lässt? Doch vielleicht alles nur Ausreden?
So verlieren die drei Tänzer:innen zwischen den signalroten Gummischläuchen immer wieder den roten Faden, verheddern sich zwischen den Gedankensträngen, versuchen trotzdem die Vernetzungen zwischen den vielfältigen Zusammenhängen nachzuzeichnen oder die Spielräume zwischen ihnen auszuloten. Und zeigen doch mit ihren abgehakten, hakelnden, strauchelnden Bewegungen, die sie auf den Boden zwingen, dass sie ständig kläglich daran scheitern. Zwischendurch streckt sie die Erschöpfung, all diesen unerfüllbaren Erwartungen gerecht zu werden, nieder. Dann betten sie ihre Köpfe und Körper ermattet auf die Schlauchhaufen und holen sich ihre Pause vom Kampf zwischen alltäglicher und zukünftiger Fürsorge, für die Generation, die sie auf diesen Planeten geworfen haben.
Im Paralleluniversum der Kinder herrscht dagegen kindliches Ausprobieren der Möglichkeiten und zeigt sich damit eventuell auch ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht sind diese Kinder mit ihrer Kreativität dazu befähigt, andere Wege zu gehen als ihre Eltern?
Antje Velsinger hat mit ihrem Team eine vielschichtige, kluge Bilderwelt zum Thema der Klimagerechtigkeit für zukünftige Generationen gefunden, die viele Fragen anreißt und nie in die Versuchung gerät, auch nur eine davon vorschnell zu beantworten. Zusammen mit ihrem multinationalen Tänzer:innencast aus Korea, Lagos und Deutschland (Marie Klemm, Mihyun Ko, Sunday Israel Akpan), der Sounddesignerin Julia Krause und der Sängerin und Performerin Zola Mennenöh hat sie eine kunstvoll komponierte Atmosphäre des Nachdenkens ohne Schranken erschaffen, in die die Zuschauenden mit eintauchen können. Man merkt dem Projekt "Their future" - der erste Part einer dreiteiligen Reihe - seinen intensiven Rechercheprozess an, für den Interviews mit Elternteilen bzw. mit kinderlosen Erwachsenen die Grundlage bildeten. Die wunderschön rätselhaften Videoaufnahmen mit den Kindern im Gewächshaus des Botanischen Gartens in exzellenter Filmqualität vervollständigen den Zauber, den die Choreografien und Texte auf der Bühne des Lichthofs entfalten. So stellen sie einen Gegenentwurf zu der Bewegung der Erwachsenen durch wechselnde klimatische Zustände dar, in der sie verzweifelt nach Verarbeitungsmöglichkeiten für ihre Wut, Beklemmung, Panik und Ohnmacht suchen und sich dennoch mit dem nötigen Pragmatismus und der ausreichenden Zuversicht der Organisation des alltäglichen Lebens stellen müssen. Beides sind sie ihren Kindern schuldig und scheitern doch täglich daran. Dafür findet Velsinger eindrucksvolle Bilder.
Birgit Schmalmack vom 11.12.23
Abbildung: Their future, Lichthof - © Martin Rottenkolber
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